Auf dem Markt – ohne Gesicht

auf dem Markt , Bild nach der DSGVO,BIld (c) MIscha Reska - kekinwien.at

 

Hallo, ich bin das Marktweiberl!

Ich bin die, die fast täglich auf einem Markt zu finden ist, um dort nach saisonalen Produkten Ausschau zu halten und das Marktleben zu genießen. Das kann und will ich auch empfehlen! Ich kaufe fast alle meine Lebensmittel auf dem Markt und halte die Marktszenen fotografisch und das Marktgeschehen schriftlich fest.

Immer wieder erscheinen meine Berichte mit Bildmaterial auch hier auf kekinwien in der Serie „auf dem Markt“ und fast täglich #marktfrisch auf Instagram. Jetzt muss ich die Form meiner Reportagen verändern, denn neue EU-Bestimmungen sollen die Bürger_innen vor bösen Übergriffen auf ihre persönlichen Rechte schützen.

 

auf dem Markt, aber ohne Gesichter, der DSGVO konform, Bild © Mischa Reska - kekinwien.at

auf dem Markt, aber ohne Gesichter, Bild © Mischa Reska – kekinwien.at

 

Die neue EU – Datenschutz Verordnung, kurz DSGVO lässt vieles unklar.

Unter Fotograf_innen diskutiert man darüber, ob man jetzt gar keine Fotos, auf denen Menschen zu erkennen sind, mehr öffentlich machen darf.
Hier ja, da nein, und ab wann und wo ist öffentlich?

Ich finde es sehr bedauerlich, dass es jetzt ein Gesichtserkennungsprogramm im Internet gibt.
Aber Erfindungen, die möglich sind lassen sich nicht verhindern. Dass street photography damit wieder dahin zurückkehren muss, wo sie herkommt, nämlich in den geschützten Raum der Kunstgalerie, ist schade aber verständlich.

 

auf dem Markt, ohne Gesicht, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

auf dem Markt, ohne Gesicht, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie macht man jetzt Reportagen, die man nicht nur im eigenen Nachtkastl oder Laptop ablegen will?

Werden wir in einigen Jahrzehnten keine Fotos vom lebendigen öffentlichen Raum aus dem Ende unserer 2010er und Anfang der 2020er Jahre haben? Was für ein Verlust, wenn wir heute keine Aufnahmen von den Straßen und Bars rund um 1920 hätten!

Es ist nicht möglich an jedes Foto eine schriftliche Einverständniserklärung aller darauf zu erkennenden Personen zu heften.
Wie werden diese Datenschutz Probleme gelöst werden ohne Fotojournalismus zu verhindern?

 

auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

street photography

Street photography als Kunstrichtung lebt von der Aufmerksamkeit für den Zufall, vom Erfassen des Moments, der im nächsten schon wieder weit weg ist. Das ist es, was mich bei meinen fotografischen Beobachtungen auf Märkten fasziniert: die Situation, nicht das Portrait.

 

auf dem Markt, Fotos ohne Gesicht, DSGVO, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at auf dem Markt, Fotos ohne Gesicht, DSGVO, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als bildende Künstlerin, für die Fotografie eines von mehreren Mitteln ist, mit denen ich arbeite, kann ich nicht die Ästhetik meiner Fotos dadurch vernichten, dass ich alle Gesichter mit einem Bearbeitungsprogramm unkenntlich mache.
Ich muss eine neue Form und Ästhetik für meine Marktbilder finden.

 

kek unterwegs auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at kek unterwegs auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vielfach geht es bei dem, was ich fotografisch von den Menschen auf dem Markt erzählen will, um Typen.
Dafür kann es sogar hilfreich sein, keine erkennbaren Gesichter zu zeigen.
Sind die Leser_innen meiner Berichte bereit mit diesem neuen Foto Stil umzugehen?

 

kek unterwegs auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at kek unterwegs auf dem Markt, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem Grinsen im Gesicht erinnere ich mich daran, wie auflagenstarke Zeitungen darauf bestanden haben, meine Fotos, auf denen auch nur eine Person den Kopf abwendet hat, auszutauschen gegen weit weniger gute Fotos, bei denen alle Personen in die Kamera schauten.
Was machen diese Medien jetzt?

 

auf dem Markt wird auch gegessen, Bild (c) Mischa Reska- kekinwien.atauf dem Markt gibt es alles, Bild (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich mache weiter.

Ich mache weiter meine Fotos wie immer, auf dem Markt Stilleben vom Warenangebot und bei den Alltags-Situationen jetzt auch ‘gesichtslose’ für die online Veröffentlichungen. Das ist sogar eine neue spannende Aufgabe für mich geworden.

Es gibt viel, das es Wert ist, fotografiert zu werden, in einer Welt, die sich so schnell dreht wie unsere!

 

 

 

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