Auf dem Markt im Juli: der Schwendermarkt

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An der Mariahilferstraße führt kein Weg vorbei.

Die neue Begegnungszone ist es, die wir bei ‚Mahü‘ im Kopf haben und dabei ganz den äußeren Teil zwischen Gürtel und Technischem Museum vergessen. Dort gibt es noch einiges zu entdecken: zum Beispiel den Schwendermarkt.
Zugegeben lässt es sich jetzt ‘innen’, entlang der Grenze zwischen dem 6. und 7. Bezirk, wirklich gut flanieren, aber ich mag weder die Geschäfte der großen Ketten noch das gastronomische Angebot dort.

Nachdem mich in diesem Frühling immer mehr Informationen erreicht haben, dass sich in Rudolfsheim Fünfhaus ‚etwas tut‘, habe ich mich aufgemacht, vom Westbahnhof aus die äußere Mariahilferstrasse hinaus zu erkunden. Vor dem Schwendermarkt stehend habe ich ihn erst einmal nicht gesehen, denn die neun Stände befinden sich in der Hanglage unterhalb der Straße. Das westliche Wien ist ja bekanntlich recht hügelig, fast schon wie San Francisco.

Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at


Einkäufer_innen gesucht!

Frisches Obst und Gemüse kann man auf diesem Markt derzeit nur sehr beschränkt einkaufen. Lebensmittelstände werden von Markt Anrainer_innen zwar überall mit Nachdruck befürwortet, einkaufen gehen dann aber doch alle in den Supermarkt. Gewohnheiten sind eben schwer zu ändern und die Vorteile des Marktes, außer dass er schön ist, muss man sich auch selber ein bisschen erarbeiten: etwas über die angebotenen Produkte erfahren wollen, mit den Leuten einen kleinen Plausch führen, neugierig sein und voneinander Alltägliches lernen, statt schnell, wie automatisiert und ohne nachzudenken die Einkäufe erledigen.

Die frisch eröffneten Stände Palme13 und Stand 16 laden ein zu Kommunikation und Genuss. Beide haben die Freude am Marktleben gemeinsam und doch einen ganz unterschiedlichen Charakter. Da es hier wie dort noch keine fertig ausgeklügelte Produktpalette gibt, kann man seine Wünsche äußern und findet, wenn es auch den hohen Ansprüchen der Betreiber_innen genügt, vielleicht bald ein Lieblingsprodukt.

 

Palme 13, Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at


Statt am Strand steht Palme13 am Schwendermarkt!

Hier findet sich ein Kollektiv von sieben Filmemacher_innen, Künstler_innen und Köch_innen.
Der Verein will allen Gästen das bieten, was die Jungstandler_innen selber in ihrem Wohnumfeld suchen: ein “Palmendach” für Kulinarik, Kunst und Kultur.

Zuallererst ist das konkret bester Kaffee von der Kaffeefabrik. Die Eröffnung fand gerade erst am 18. Juni 2015 statt. Davor wurde die Palme13 aber schon eine Woche lang von Studierenden der Angewandten bespielt, unter anderem mit herrlichen Südtiroler Spinatknödeln. Wenn das so weiter geht, sollte man keine Events mehr verpassen, aber auch einfach so vorbeischauen, weil es sich hier sehr cool sitzen lässt.

Drinnen lädt die selbstgebaute Einrichtung ein, sich höher oder tiefer niederzulassen, draußen die vier kleinen Tische. Unter Fransen-Schirmen, die – wenn man ganz von den hier sprießenden Ideen inspiriert ist – Palmblätter bestens ersetzen. Trotz der vielen schönen Sommerteller (siehe facebook), die ich derzeit aufgrund meiner Sommerfrische verpasse – gibt es wieder einmal DIESE Spinatknödeln?

Palme13 Stand 13, Schwendermarkt, Schwendergasse,1150 Wien
Do und Fr von 10 bis 19:30 Uhr und Sa von 10 bis 18 Uhr

Spinatknödel!

Am 30. Mai war wieder nicht der Weltuntergang!

Am 29. Mai 2015 hat sich Dominik Weiser mit der Eröffnung von Stand 16 einen Traum erfüllt.
Er kommt ebenfalls aus der Filmbranche, schupft den Laden aber ganz alleine. Hier kann man in einem sehr sympathischen Umfeld eine Kleinigkeit zu sich nehmen, frühstücken (!), oder einfach ‘nur’ einkaufen.

In den Regalen stehen am jetzt am Anfang vor allem ausgewählte Delikatessen aus dem Burgenland: Bioschafkäse, Bioschmalz, ‘hausgemachtes’ Ketchup, Löwenzahnblütenhonig, Säfte wie ‘Schmex, Gluck und Keck’, handgemachte Biere und Wein, wobei der sprudelnde Rosé derzeit als Renner bezeichnet werden kann. Zudem ist der erste Biowein eingetroffen. Ein Eycatcher – die sehr schöne Kaffeemaschine.

Wahrscheinlich  wird man da länger bleiben als gedacht, und man kann dann im kleinen Bücherregal schmökern. Dass man die Titel hier gleich erwerben kann und auch eine persönliche Anbindung an eine Buchhandlung im 8. Bezirk findet, ist eine besonders schöne Idee. Bitte mit dem Jungunternehmer drüber reden, was da alles möglich ist!

Wenn man einen Sommer in Wien verpasst entgeht einem (= mir), leider so manches.

Stand16 Stand 16, Schwendermarkt, Schwendergasse, 1150 Wien
Mo bis Fr 8.00 – 19.30 Uhr (nach den Schulferien auch wieder Sa 9.00 – 16 Uhr)

 

Stand 16, Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

Vietnam liegt in Wien auf dem Schwendermarkt

Trang Dang hat sich für ihre Vientamesischen Küche den Stand auf dem Schwendermarkt nach zwei Jahren zurückerobert.
Es ist wieder köstlich, charmant und fröhlich. Catering auf Wunsch mit Fahrradstand!

ViennasVietnam Stand 10-12, Schwendermarkt, Schwendergasse, 1150 Wien
Mo bis Fr 11.30 – 21.00 Uhr, Sa von 13.00 – 19.00 Uhr

 

Vietnam, Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

Ob es stürmt oder die Sonne brennt,

am Landparteienplatz gibt es einen ständigen Marktfahrer – und das seit 30 Jahren.
Der Selbstvermarkter Johann Wötzl aus dem Bezirk Mistelbach bringt saisonales Gemüse, Obst, aber auch Blumen. Besonders beliebt sind die Kuchen von der Mama.
Jeden Samstag vormittags von 7.00 bis 13.00 Uhr!

Der neugierig erwartete Nach-wuchs ist da! Herzhaft- der neue Crepes Marktstand 

Aus dem Crêperie-Wagen von Georg Duffek wurde ein fixer Marktstand in der ehemaligen Bäckerei Schrott. Der Marktstand bleibt damit in der Familie, war aber bislang kein leichtes Erbe da erhebliches zu sanieren war. Das neu geschaffene ‘Herzhaft’ mit der sparsamen Vintage-Einrichtung passt hervorragend in die neue kleinen Schwendermarktszene.

Duffek ist im Gräzel aufgewachsen und mag den manchmal etwas schrägen Nachbarschaftsplausch am Markt. Er freut sich aber sicher auch wenn wer extra von ein bisserl weiter her kommt. Einige Kek-Leser_innen haben sich nach dem Artikel im Sommer ja schon erfolgreich durch den Schwendermarkt durchgekostet.

Als Lebensmietelstand bietet ‘Herzhaft’ Mittagsmenüs in Rexgläsern zum Mitnehmen, sowie Kochpackete mit portionierten Zutaten und Anleitung. Kaufen kann man unter anderem Bio-Gemüse, Nudeln, Reis und auf Bestellung Hochlandrind aus dem Waldviertel.
Vor Ort gemütlich niederlassen kann man sich täglich zu zwei frisch gekochten herzhaften Speisen, nachmittags gibt es auch weiterhin Crêpes.

Von Constanze Czutta kommen derzeit die Bilder an den Wänden. Die Künstlerin und Kunsthistorikerin wurde gleich als Köchin engagiert und ist auch selbst davon begeistert.
Die Ausstellungsflächen sollen unterschiedlichen Künstler_innen zur Verfügung gestellt werden, ich würde mich freuen und nicht wundern wenn als nächstes Fotografien zu sehen sein werden.

Herzhaft
Schwendermarkt Stand Nr. 18
Montag bis Freitag 10.30 bis 14 Uhr und 16 bis 19.30 Uhr

 

Weitere Lebensmittelstände sollen jetzt schon ab Donnerstag regelmäßig ihre Produktpalette präsentieren. Was aus dem langjährigen Paradestück des Markts wird, dem Fischgeschäft, ist angeblich schon besiegelt. Am Markt weiß aber noch keiner, was kommen wird.

Wie wird es also auf dem Schwendermarkt weitergehen, der nach einer großen, über hundertjährigen Vergangenheit zu Beginn des Jahres gerade noch bedroht war zu versterben?
Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at


Mein Gefühl sagt mir der Schwendermarkt hat ein gutes Feng Shui.

Als täglicher Markt bereits 1833 entstanden, wurde er von den Bauern und Bäuerinnen aus dem Gebiet des heutigen 12. und 14. Wiener Gemeindebezirk beliefert. Es war lange ein guter Marktplatz, aufgrund der Verkehrsachse, die nicht nur nach Westen hinaus und von dort herein verlief, sondern auch hinauf und hinunter zwischen Ottakring und dem Wienfluss.

Als einer der wichtigsten Märkte Wiens war der Schwender besonders bekannt für das größte Fischangebot. Wie bei den meisten Märkten war seine Blütezeit nach dem 2. Weltkrieg vorbei. Aufs Kleinste zusammengeschrumpft wurde er 2003 saniert, aber damals fehlte der wirkliche Elan den Markt wiederzubeleben.

 

Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska -kekinwien.at

 

Was sich rund um den Schwendermarkt plötzlich alles tut:

Samstag in der Stadt – sagt: „Jede/r hat ein Recht auf (diese) Stadt“ und will noch viel mehr für die
Nachbarschaft. Es werden Feste gefeiert, Hochbeete bepflanzt, kostenlose Sozialberatung angeboten und aufgekocht.

nebenan – ist ein Raum ohne Konsumzwang, gleich gegenüber vom Markt. Es wird geteilt und getauscht und durch die Nachbar_innen aus dem Grätzel kann man die Vielfalt der Kulturen kennen lernen.

einfach15 – vernetzt Bewohner_innen, Geschäftsleute und Künstler_innen. Es gibt Konzerte genauso wie Gräztlwalks und einen guten Überblick, was sich so tut im Quartier.

 

Schwendermarkt, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

Alle sind um den Schwendermarkt bemüht.

Jetzt müssen sich nur noch die MA 59 – Marktservice & Lebensmittelsicherheit (früher Marktamt) und die politisch Verantwortlichen des Bezirks einklinken.

Richtig beleben wird sich der Markt dann, wenn alle einen Raum für ihre Vorstellungen vom ‚idealen Markt‘ bekommen.
Je mehr sich das Markttreiben überschneidet, umso mehr werden die Menschen miteinander verbunden sein und in Zukunft auf IHREN Schwendermarkt schauen. Es ist zu hoffen dass sich keiner abschottet, sondern alle voneinander profitieren wollen. Dann könnte gerade hier eine einzigartige ‚wilde‘ Mischung aus Lebensmittelständen, Gastronomie, Kunst und  Nachbarschafts-Aktivitäten entstehen.

Bitte hingehen und den Schwendermarkt kennenlernen!

 

 

Schwendermarkt, Foto(c) Mischa Reska - kekinwien.at

 

Dein Kommentar

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2 comments

    • club

      Hallo Carl!

      Vielen Dank für Deine Hinweise!

      „Einfach so“ passiert bei uns allerdings gar nichts. Besonders die Marktserie ist für die Autorin Mischa Reska extrem arbeitsaufwendig.
      Gemäß unserer Blattlinie empfehlen wir ja ausschließlich, was wir persönlich getestetet, erlebt und für gut befunden haben. Wir erheben weder den Anspruch auf Vollständigkeit, noch auf Objektivität.
      Aber ganz herzlichen Dank für den link zur Initiative Schwendermarkt!

      Das tolle Kurzfilmfestival „Film ab im Grätzl“ auf dem Vorgartenmarkt und auf dem Schwendermarkt haben wir bereits in unserem Artikel über die Sommerkinos in Wien empfohlen:
      http://www.kekinwien.at/kino/07/2015/sommerkino-in-wien-2015/
      Wir halten die Daumen für gutes Wetter!

      Keke Grüße aus der Redaktion!
      Claudia (alias „club“), Herausgeberin