Berger und Lohn
Es wird hier kein Wort über Rosenkriege zu lesen sein.
Sondern nur Erfreuliches für GenießerInnen über den wieder zum Leben erweckten Bürgerhof in Währing, der jetzt Berger und Lohn heißt.
Neue Impulse
Wenn Du an das Skopik und Lohn denken musst, liegst Du irgendwie richtig. Die beiden Lokale, das neue im 18. und das alte im 2. Bezirk haben aber nicht dieselben Besitzer. Im Berger und Lohn ist Horst Scheuer am Ruder, einer der wahrhaft großen Gastgeber Österreichs. Wie wenige versteht er es, eine mehr oder minder einfache Nahrungsaufnahme zum Erlebnis zu machen. Er zaubert französisches Flair ins Bürgerliche und verhilft dem guten Geschmack zu seinem Recht. Wirft man dann noch einen Blick auf die ausgesprochen freundlichen Preise der Weinkarte im Berger und Lohn, macht alles gleich noch mehr Freude.
Alte Geschichten
Doch fangen wir am Anfang an. Das große Lokal mit Schanigarten in der Gentzgasse war früher im Grätzel die beinah einzige Option für Menschen, die hungrig waren und / oder etwas zu feiern hatten. Taufe, Erstkommunion, Konfirmation und so weiter, Geschäftsessen und Firmenfeiern: Fragt man nach, so war jede und jeder schon einmal dort im Lauf des Lebens. Irgendwann war dann Schluss und jedes Mal, wenn ich an dem riesigen verwaisten Gasthaus vorbeispazierte, dachte ich: Wann übernimmt das endlich jemand?
Gerüchteküche
Im letzten Sommer verdichteten sich die Gerüchte, dass dieser Jemand Horst Scheuer sein wird. Er war aus dem Skopik und Lohn ausgestiegen, das er maßgeblich geprägt und zu einem Ort mit unvergleichlicher Atmosphäre gemacht hatte. Wien hielt damals buchstäblich den Atem an und wartete darauf, was er als nächstes tun würde. Es verwundert nicht, dass viele Gäste den Geschäftsführer und – neben drei Jungs von der Swiss Gmbh – Inhaber des Berger und Lohn freudig begrüßen beim Eintreten ins Lokal. Die Durststrecke ist vorüber, es gibt wieder einen Platz für entspannten Genuss.
Bistro und Bar
Das Ambiente ist gefällig, offen, hell. Einiges wurde vom Vorgängerlokal strukturell übernommen und geschickt adaptiert. Anderes, wie die Glasarbeiten im Barbereich, gesucht und gefunden. Es entstanden unterschiedliche Bereiche, die Sehen und Gesehen-Werden ermöglichen. Welches Flair sich hier entwickeln kann, wird sich weisen. Der Bohemian-Charakter des Skopik und Lohn ist ja auch nicht in zwei Wochen entstanden.
Kinderschuhe
Die Tische standen in den Eröffnungswochen ausgesprochen eng beieinander. Da wird man unfreiwillig schnell zu einer großen Familie. Und der Geräuschpegel konnte im voll besetzten Lokal durchaus unangenehm auffallen.
Der Gastgarten harrte zunächst noch seiner Gestaltung. Er war zum Zeitpunkt der Eröffnung im Jänner 2020 kein echtes Thema, genau so wenig wie das Coronavirus. Die neuen Abstandsregeln werden den Garten wichtig und die Bestuhlung luftiger machen.
Vielleicht hat man die Zwangspause auch genutzt, um die Situation mit der Garderobe zu überdenken: Mäntel und Jacken werden abgenommen bzw. nach der Rechnung wieder gebracht – schwierig für das Personal, das ohnehin schon alle Hände voll zu tun hat.
Wir haben das Berger und Lohn zwei Mal (in unterschiedlicher Besetzung) in der ersten Jännerhälfte 2020 besucht. Das Service war gleichermaßen außerordentlich bemüht wie überfordert. Die Mannschaft musste sich sichtlich noch zusammenfinden; das hat sich in der Zwischenzeit mit Sicherheit verbessert.
Die Speisekarte des Berger und Lohn im Mai 2020
Ich zitiere die aktuelle Karte von der website des Lokals. Austern, Steak Tartare, Filet Steak und das Wiener Schnitzel dürfen als Fixstarter gesehen werden. Auch das Schwarzfederhuhn hat das Zeug zum Klassiker; Couvert Euro 4,00 (gesalzene Butter und Weißbrot, beides gut):
VORSPEISEN
SUPPEN
BEILAGEN
HAUPTSPEISEN
DESSERT
Ich sag es gleich: Dass die Gnocchi nicht mehr auf der aktuellen Karte vorkommen, stürzt mich nicht in tiefste Verzweiflung. Wir hatte sie in zwei Varianten gegessen, beides Mal waren sie in Ordnung, aber im Vergleich zum mittlerweile hier auch schon legendärem Schnitzel bleiben sie halt nicht im Gedächtnis. Die Tagliolini haben wohl den Gnocchi Platz als fleischfreie Alternative eingenommen.
Um den ausgezeichneten Bacalao tut es mir sehr leid, weil ein bisschen Triest schadet nie. Dass sich der Jahreskreislauf in der Karte niederschlagt und es jetzt eben Erdbeeren und Spargel gibt, ist aber höchst erfreulich.
Alles Fleischliche und Süße funktioniert im Berger und Lohn am Gaumen wunderbar. Das Schnitzel ist dünn und die Hülle aufgeblasen wie ein Ballon. Die Schweinsbackerl (Jännerkarte) waren zart, der Jus herrlich, das schon erwähnte Huhn zart, saftig und gar nicht langweilig. Über die Beilagen waren wir uneins, aber der Ehrgeiz wird immer reichere Früchte tragen, da bin ich mir sicher. Und die Desserts sollte man keinesfalls auslassen: ausnahmslos eine Freude!
Fazit: Es ist gut, dass man hier wieder gut essen und trinken kann, sehr gut sogar. Danke, Horst Scheuer!
Berger und Lohn
Gentzgasse 127, 1180 Wien
Tel.: +43 1 470 44 33
E-mail: office@bergerundlohn.at
web: www.bergerundlohn.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 18.00 bis 1.00 Uhr (entsprechend der Pandemieverordnung)
Gastgarten, Bartheke, Cocktailkarte, Dessertkarte
(Beitragsbild: Berger und Lohn, Blick in den großen Gastraum vom Eingangsbereich aus , Bild (c) kekinwien.at)