DOTS Mariahilferstraße: Herzig

Dots. Sören Herzig.

Immer diese blöden Erwartungshaltungen! Warum kann man nicht einfach zurückgelehnt genießen, was der neue Küchenchef Sören Herzig im DOTS auf der Mariahilferstraße kocht?

Gute Frage.

Vermutlich, weil Herzig bei Amador als Souschef kochte und man manche Aromen vom letzten Besuch dort immer noch auf der Zunge zu spüren vermeint. Und auch, weil er danach bis vor wenigen Monaten Küchenchef im AÏ war und man das, was dort nicht klappte, innerlich anderen zuschreibt. Nach der Trennung vom „Edel – Asiaten“ im 1. Bezirk ist Sören Herzig nun eben bei Martin Ho Head Chef im DOTS auf der Mariahilferstraße, quasi im Mutterschiff von Hos Unternehmungen. Letzterer verpasst seinem umgebauten Experimental Sushi Restaurant damit vielleicht einen Schubs in Richtung High End Restaurant? Man wird sehen.

Kunst und Kuriositäten

DOTS, Mariahilferstraße, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Runder Tisch, aber im DOTS, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Kunst umgibt den geneigten Besucher im DOTS, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Im Lokal ist es relativ dunkel. Der lang gestreckte Raum erscheint in verschiedene Zonen segmentiert. An der Decke hängen und kleben bunte Stoffblumen zu Tausenden. An den Wänden gönnt uns Martin Ho Aussichten auf Teile seiner Kunstsammlung – die Liste der Künstler findest du ganz unten bitte. Das mag ich: eine Höhle, auch für Kunstsinnige, beschallt mit Cover-Versionen aus den 1980ern, plus ein bisschen brasilianische Rhythmen und durchaus angenehmer Allerwelts-Loungemusic. Die Tapeten gereichtem einem Schlösschen in Frankreich zur Ehre, der Spannteppich der Wohnung meiner Eltern in den 1970ern. Schöne Stühle, nackte Holztische, fake Kerzen und Luster.
Ein amüsantes Ambiente mit erstaunlich hohem Wohlfühlfaktor.

Das DOTS und seine Klientel.

Ab und an schwebt ein groß gewachsenes Model vom Tisch des Hausherren vorbei in Richtung der Tiefen des Lokals und wieder zurück. Gleich mehrere Schönheiten sind hier versammelt, die locker die KandidatInnen von Austria’s Next Topmodel ins Reich der unrealistischen Träume katapultieren könnten. Der Rest ist mehr oder minder fesche Jeunesse dorée, die Selfies schießt und gern chic essen geht. Viele scheinen Stammgäste zu sein. Die meisten von ihnen bleiben bei der Speisenauswahl dem Alleinstellungsmerkmal des Lokals treu und bestellen Sushi und Maki in allen möglichen bunten und bewährten Variationen. „Da hat sich ja gar nichts geändert an der Karte!“ moniert eine Dame am Nebentisch. Vielleicht hat sie die neuen Seiten in der Speisekarte in der Finsternis übersehen?

Es ist alles nicht so einfach …

hamachi & greens, DOTS, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

prawn cellery dumplings, Euro 5,50, DOTS, Bild (c) Mischa Reska – kekinwien.at

cod, fried rice, broccoli, laksa um Euro 20,00 im DOTS, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Das Service agiert freundlich, aufmerksam, sehr bemüht insgesamt, aber eher ahnungslos. Das wird noch ein gutes Stück Arbeit, bis die eingestellten Speisen korrekt beschrieben werden können zum Beispiel. Die Koordination zwischen Küche und Service hat in den allerersten Tagen unter dem neuen Küchenchef jedenfalls noch nicht reibungslos geklappt. (Mit dem ungewöhnlich dichten Naan plus sehr gutem Curry Joghurt und deutlich zitroniger, seidiger Guacamole wurde zeitgleich der erste Gang des Menüs eingestellt samt erstem und zweitem Gang bei der à al carte essenden mir. Das bremste ein wenig den Spaß.)

„Chef’s Choice“ ist übrigens das japanische Omakase, ein 4- oder 6-Gang-Menü (um 65,00 bzw 95,00 Euro). Die zunächst ausgelobte Sake- und Weinbegleitung wird nach ein paar Tagen nicht mehr angeboten. Gut Ding braucht manchmal eben Weile. Aber das wird sicher alles noch.

Ein Spitzenkoch macht allein kein Spitzenrestaurant.

strip loin, kizami, nori, ponzu, onion um Euro 26,00 im DOTS, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

garden of zen: green tea, yazmine, yuzu um Euro 8,90, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Zum Essen möchte ich nicht viel sagen. Es braucht wohl noch ein wenig Zeit für die Feinabstimmungen. Sowohl beim Omakase, als auch à la carte ist die Qualität der Gerichte recht unterschiedlich. Die verwendeten Produkten sind jedenfalls erstklassig.
Sagen wir es so: Mein Favorit war „cod | fried rice | broccoli | laksa.“

Verkostet wurde Folgendes – ich zitiere aus der Karte:

• naan bread | curry yoghurt | guacamole (Euro 7,00)
• prawn cellery dumplings (Euro 5,50)
• chirashi sashimi | ponzu | asparagus (Euro 16,00)
• hamachi & greens (Euro 15,00)
• cod | fried rice | broccoli | laksa (Euro 20,00)
• short rib | teriyaki | asparagus (Euro 20,00)
• strip loin | kizami nori | ponzu | onion (Euro 26,00)
• garden of zen: green tea | yazmine | yuzu (Euro 8,90)

Die Weinkarte wird großteils aus Österreich bestückt, aber natürlich gibt es hier auch´ein paar Flaschen Château Palmer, Margaux und Châteauneuf-du-Pape. Das Mineralwasser ist ein Voss aus Norwegen.

Fazit: Das experimentelle Element bezieht sich zur Zeit auch ein wenig auf das Service (in kurzen schwarzen Hosen und Kniestrümpfen). Sören Herzig darf man noch ein paar Wochen Zeit geben, bis man sich ein endgültiges Urteil über das neue DOTS bildet. Alles wird gut werden.

short rib, teriyaki, asparagus um Euro 20,00, Bild (c) Mischa Reska – kekinwien.at

DOTS
Restaurant – Bar – Lounge

Mariahilferstraße 103, 1060 Wien
Tel.: +43 1 920 99 80
web: www.dots1060.at

Öffnungszeiten: Mo bis Sa jeweils 18.00 Uhr – 1.00 Uhr

Nichtraucherlokal, Take Away nur für Sushi, verschieden gestaltete Räumlichkeiten für unterschiedlichste Feierlichkeiten, Online-Reservierungssystem

Die Kunstsammlung im Lokal beinhaltetlaut webiste des Lokals u.a. Arbeiten von folgenden Künstlern:
Gottfried Helnwein / Cyril Helnwein / Jeff Koons / Martin Grandits / Daniel Richter / Frank Graf / Franz West / Ulrich Nausner / Clemens Wolf / Wulf Treu / Andy Warhol / Damien Hirst / Thomas Rhube / Irving Penn / Christian Rosa / Heidi Popovic / Puber / Helmut Grill / Robert Indiana / Nigel Parry / Rankin / Joseph Beuys / Albert Watson / Jason Alper / Arthur Elgort / AES+F / David LaChapelle / Tomak / Frank Worth / Ellen von Unwerth / Jonathan Meese / Joey Davis / Kris Kind / Norbert Brunner / Sebastian Bienniek / Wörm / Tim White-Sobiesky

(Beitragsbild: chirashi sashimi | ponzu | asparagus um Euro 16,00 (c) Mischa Reska)