Auf dem Markt im Mai

Für den Juni erwarten wir einen Wonnemonat!

Im Mai wollten wir nicht aufhören daran zu glauben, es wäre schon Sommer. Wir träumten davon, barfuß durch die Blumenwiesen zu laufen oder gar schon Baden zu gehen. Einzelne Tage gaukelten uns auch schon früh vor, es wäre so weit, aber wer einen Garten hat, weiß: Erst Ende des Monats ist man wirklich sicher vor kalten Temperaturen oder gar Frostnächten. Empfindliche Pflanzen wie Basilikum oder Tomaten dürfen nicht zu früh ins Freie übersiedeln. Im Garten übertreffen sich die Blumen im Blühen, Essbares kommt erst langsam.

Fruchtgemüse gedeiht in Österreich um diese Jahreszeit nur in Energie verschwendenden Glashäusern. Die reiche Erntezeit mit den Früchten, die wir gerne das ganze Jahr essen würden, wie Paprika, Auberginen, Fisolen etc. kommt erst ab August. Bis dahin begnügen wir uns nur ungern mit Lagergemüse, also vor allem Kartoffeln und Wurzeln und greifen lieber auf Importware zurück. Heimisches Frühsommergemüse ist nicht üppig, aber man kann aus dem Wenigen in der Küche eine große Vielfalt zaubern.

 

Spinat, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

Spinat, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

 

 

Grünes Gold als bunter Spinat

Kein Wunder, wenn einem immer nur Tiefkühlspinat bei den Ohren rauskommt, ist ja auch wirklich fad. Frischer Spinat kann so viel mehr, und wenn man Spinat sagt, kann man fast immer auch Blattmangold verwenden, das gerne mit gelben, pinken oder roten Stielen gezogen wird. Zum Spinat wie Mangold mischen kann man vielerlei Blattgemüse und Kräuter, vom Bärlauch über Brennesselspitzen und Löwenzahn bis hin zum Grün der Radieschen (siehe unten).

Rezeptideen: Spinatsalat mit Himbeeressig und Speck, Spinatsuppe oder Spinateintopf mit Ei, Spinat-Ricotta Gnocchi, Strangolapretri (Priesterwürger), Spinatknödeln, Spinat mit Linsen, Indischer Spinat mit Frischkäse oder Lamm, Spinat mit Pinienkernen und Rosinen (mehr italienisch oder mehr türkisch zubereitet), Spinatstrudel oder Spinatbörek, Zwiebeln mit Spinatfülle, gefüllte Spinatröllchen, Spinatpalatschinken, Spinatflan, Spinatsouffle, Spinatmousse oder eine süße Spinattorte mit Schlagobers!

Schöner Spinat wie Blattmangold: auf dem Markt gesehen um 2,50 bis 4,50 Euro das Kilogramm.

 

Salat, Foto (c) MIscha Reska - kekinwien.at

Salat, Foto (c) MIscha Reska – kekinwien.at

 

Österreichisches Einheitsgrün und Italienische Alleskönner

Ich bin keine Freundin von grünem Salat. Nichts finde ich so langweilig wie zu jedem Gericht einen grünen Salat zu servieren. Der schmeckt meist wie Styropor und wird in einer sauren, fetten, überwürzten Sauce ertränkt. Erkläre mir jemand, was daran gesund sein soll! Die grüne Farbe? Im Frühling, wenn in heimischen Gärten noch fast nichts anderes wächst, und man von den einzelnen Wildenkräuterln in der Wiese auch nicht satt wird, bin ich dann doch auch von einem Häuperl zu überzeugen. Aber noch lieber ist mir zugegeben Salat als Gemüse gegart mit frischen Erbsen. Die kommen meist aus Italien, denn in Österreich ist es den meisten Gemüsegärtner_innen anscheinend zu mühsam sie frisch zu verkaufen. Die Tiefkühlerbse kann gar nichts – vor allem fehlt der Biss!
Erbsen sind die Ideale Begleitung zu vielen Hühnergerichten und Fisch, und immer gut mit Reis, man denke an Risibisi. Aus Erbsen, Artischocken, Spargel kocht man rund ums Mittelmeer frühsommerliche Eintopfgerichte oder macht eine italienische Torta Verde.
Erbsen lieben Minze!

Salat: von Direktverkäufe_innen und dann besonders frisch meist ein Häupl um 1.- Euro
Erbsen: ab 5.- Euro / Kilo

 

Radieschen, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

Radieschen, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

 

Schneewittchen und der Bierradi

„Darf ich das Grüne weggeben?“, fragt die aufmerksame Marktfrau oder der Marktstandler noch bevor er das Büschel von den Radieschen abgerissen hat. „Nein!“ muss der Aufschrei sein, denn ganz frisches Grün zeigt nicht nur, dass die Radieschen noch knackig sind, sondern man kann es auch gut zum Kochen verwenden. Es lässt sich bestens in Cremesuppen verkochen, man kann aber auch ein rohes Pesto daraus mixen. Zuhause soll man Blätter und Radieschen getrennt lagern, denn so halten sie länger.

Radigrün ist weniger verlockend. Wir kennen beim Radi meist längliche weiße Sorten und beim Radieschen kleine runde rote. Es gibt aber auch Sorten, bei denen ist alles andersrum. Die besten Radieschen sind meinem Dafürhalten nach die kleine, längliche rot/weiße Sorte, bei uns gerne Schneewittchen genannt.

Sowohl Radi als auch Radieschen kann man nicht nur als Salat zubereiten oder einlegen, sondern auch kochen, z.B. Radieschen einfach als Beilage und Radi gerieben mit Stärkemehl vermengt herausgebraten (chinesisch), sowie laut etlichen japanischen Rezepten für Daikon.

Radieschen: ein Bund 1,00 bis 1,50 Euro; ein großer Bund kleine Schneewittchen 2,50 bis 3,50 Euro
Rettich: ab 1.- Euro / Kilo oder 1.- Euro pro Stück

 

Radi, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

Radi, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

 

Französischer Favorit und Chinas Lieblinge

Zwiebelgewächse werden schon sehr früh im Jahr auf unseren Feldern kultiviert. Mit Frühlingszwiebeln kann man meist herkömmlichen Zwiebeln ersetzen. Besonders gut schmecken Frühlingszwiebeln vom Holzhohlengrill und den könnte man durchaus schon anwerfen. Die chinesische Küche mit ihrer hohen Kunst der Schnittechnik kennt angeblich neun Arten Frühlingszwiebeln zu schneiden und verwendet diese auch dementsprechend häufig, allerdings als immer präsenten Mitspieler, nie als Protagonist.

Lauch schmeckt in der Suppe, im Sommer besser als Einlage in einem klaren Fond als winterlich wärmend mit Kartoffeln zur Cremesuppe püriert. Unverzichtbar ist er als Füllung für die französische Quiche. In Frankreich wird der Lauch weit höher geschätzt als bei uns und viel öfter verwendet. Mir fällt dazu ein: Kartoffel-Lauch-Gratin, Champinion-Lauch-Eintopf, Nudeltaschen mit Apfel-Lauch-Füllung, Blätterteig-Schinken-Lauchtaschen, Lauch mit Bandnudeln mit Käse überbacken, Lauch-Erbsensuppe.
Die besten Lauch-Quiches macht übrigens Jonika am Volkertmarkt, aber das ist eine der nächsten Geschichten.

Frühlingszwiebeln: 1 Bund 0,90 bis 1,40 Euro
Lauch: pro Kilo 1,50 bis 1,80 Euro

 

Lagergemüse, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

Lagergemüse, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

 

Gerade jetzt kommen auch die ersten heurigen Roten Rüben, Babykarotten und Frühkraut auf den Markt. Rhabarber ist ja auch Gemüse! Spargel gibt es auch noch bis in den Juni hinein. Und den frischen Kohlrabi habe ich fast vergessen.

Schluss mit alten Rüben! Jetzt geht es richtig los mit jungem Gemüse!

 

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