Slow sind sie sicher nicht, die Tacos am Donaukanal. Und klassische Tacos auch nicht, aber sehr gut!
Nach „It’s All About Meat, Baby“ und „Big Smoke“ geht die kulinarische Reise vom US-amerikanischen Fleischgenuss zu mexikanischen Maisfladen mit diversen Füllungen munter bis September weiter: Wir haben Slow Tacos gegenüber vom Badeschiff getestet.
Waren die Tacos gut? Ja.
Ist das authentisch mexikanische Küche? Nein.
Würde ich nur für diese Tacos quer durch die ganze Stadt fahren? Hm.
Will ich hier wieder essen? Ja, sicher!
Was sind Tacos überhaupt?
Der Taco ist mexikanisches Street Food oder auch Fast Food. Eine kleine Teigflade aus Maismehl (seltener Weizenmehl) wird mit verschiedenen Zutaten befüllt, zusammengeklappt und aus der Hand gegessen. Ist der Taco zusammengerollt, wird er zu der Tortilla. Ist die Flade Weißbrot, nennt man das Kebab …
An zwei riesige gastronomische Erfolge anzuknüpfen ist selbst für die Profis der „Culinary Love Band“ rund um Biran Patton, die immerhin Charlie P’s und The Brickmakers betreiben, gar nicht so einfach. „More of the same“ in Sachen Fleisch ging schlecht und mexikanische Restaurants gibt es noch nicht so viele in Wien.
Außerdem kennt und mag Nachos und Guacamole so gut wie jeder. Beides schmeckt hier gut, aber wie so oft ist viel zu wenig Guacamole da für so viele hausgemachte Nachos. Auch die Geometrie ist ein Hund: Wie soll der Riesennacho in die kleine Öffnung des „Guacamoleküberls“ passen? Ich muss an die Krautrouladen der Tante Jolesch denken …
Die Tacos gibt es in sieben interessanten Varianten, entweder drei gleiche im „Set“ ab Euro 12,90 oder in drei verschiedenen als „Combos“ zum Durchkosten um Euro 12,90 oder 14,90. Dazu offeriert man diverse Salsas und Salate.
Man beachte das elfte Gebot: Du sollst nicht irren!
Auf diversen Fotos sehen die Tacos beeidruckend groß aus, sind sie aber nicht. Ein z.b. nach dem Fussballmatch ausgehungertes Mannsbild wird von einer Portion zu drei Tacos hier sicher nicht satt. Dafür ist alles frisch und man kann man mit den drei Combos A, B, C die Tacos durchkosten. Pias Favorit war Seviche vom Saibling, meiner Beef Short Ribs, eine komplette Liste findest du hier:
- Schweinefuss & Grammeln mit eingelegter Zwiebel
- Maishuhn mit Chipotlemarmelade, Erdnuss, Spinat:
Chipotle sind geräucherte Chilis, davon hätte ich gern mehr geschmeckt, sonst mild und gut. - Kalbskutteln mit Jalapeno Mayonnaise, Jungzwiebel
- Beef Short Ribs mit Chimichurri, Pimentos de Padron:
Das Fleisch von hervorragender Qualität, nicht überwürzt, sodass die feine, frische Kräuternote des Chimichurri gut herauskommt – mein Favorit. - Gegrillter Käse mit Avocado, Paprika, geräucherten Chilis:
sehr gut und viel mehr als eine fleischlose Alternative. - Ceviche vom Saibling mit Avocado, roter Zwiebel, Koriander:
ausgezeichnet, so schmeckt sogar pia das Korianderkraut! - Chili – Käsekrainer mit gegrillter Paprika, Ancho Mayonnaise:
wenig Käse, dezente Schärfe, mein Platz Zwei.
Grenzgenial schmeckt die Tostada mit mariniertem Seesaibling, Avocado und Paradeisern um Euro 4,90 als Starter. Das klappt nur mit Topqualität bei den Zutaten. Die stammen aus der näheren Umgebung, der Koriander wächst eine Armeslänge entfernt.
Slow Tacos und Craft Beer: eine zeitgeistige Kombination
Wer Bier mag, ist im 7. Himmel. Der online Kurier fasste unlängst die Auswahl so zusammen: „Fass Pilsener Urquell, Flaschenbiere von Franziskaner bis Leffe und Fentimand Ginger Beer (4,50 bis 5,70€). Insgesamt zehn Craft Beers vervollständigen das Angebot. Sie kommen etwa aus Wien (brauwerk), Salzburg (Gusswerk) oder der Steiermark (Forstner). Die Preise liegen zwischen 4,90 und 8,90 € (0,33 l).“ Craft Beer rules!
Die Cocktailkarte huldigt Gin und Tequila ab Euro 7,90 und von der hausgemachten Bach-Minz Limonade gehen 30 Cent an ein Hilfsprojekt. Makava und Horchata fehlen auch nicht.
Ist Slow Tacos der Vorbote einer Tex Mex-Welle?
Vielleicht, wobei das nicht in Richtung Grenzlandküche, Taco Bell und Weizen gehen wird, sondern eher in beim (glutenfreien) Mais bleiben. Noch gesündere Füllungen sind denkbar, gar mit Superfood oder noch mehr Österreichischem? Slow Tacos wirkt insgesamt ausbaufähig.
Das Ambiente wurde vom letzten Jahr zum Thema passend umgehübscht: die mit Küchenkräutern bepflanzten Europaletten sind praktisch „state ot the art“ im Bobo-Universum, die Biertische sind mit scheußlichen oder kultigen Pastiktischdecken überzogen, je nach Blickwinkel. Der DJ am letzten Sonntag hatte es wirklich drauf, dieses Zuckerl spielt es täglich!
Das Service ist ein wenig unbedarft, aber freundlich. Am Eingang wird einem ein Tisch zugewiesen, reservieren kann man nicht. Ich finde das angenehm. Wenn man sich etwas wünschen darf, dann zeigt man auf die Tische direkt hinter der Empfangsdame, dort ist es ruhig und gemütlich.
Zu zweit nach der Arbeit speist es sich hier gut mit dem Liebsten oder der besten Freundin. Super ist sicher ein Abend mit der Familie oder ein paar Freunde. Für ein erstes oder zweites Date würde ich das Slow Tacos allerdings nicht empfehlen, da man mit den Fingern isst, unzählige Servietten verbraucht und sich ziemlich sicher bekleckert.
Fazit: geschmacklich sehr gut, lustig insgesamt, preislich leicht überzogen, genau richtig für einen Sommer lang.
Slow Tacos Bar & Taqueria
Franz Josefs Kai 3, 1010 Wien – gegenüber vom Badeschiff
web: www.tclb.at/locations/slow-tacos/
fb: www.facebook.com/SlowTacos
Öffnungzeiten: Mo bis Fr 17.00 – 23.00 Uhr, Sa und So 12.00 – 23.00 Uhr, Küche bis 22.00 Uhr
Reservierung: first come, first serve – keine Reservierungen
Küchenchef: Peter Zinter
Inhaber: „Culinary Love Band“ rund um Biran Patton
Keker Tipp: Wetterbedingt variieren die Öffnungszeiten – ein Blick auf die facebook slow tacos Seite zahlt sich vor dem Besuch aus!