Dolce Vita mit Csárdás-Rhythmen: Fabios Bar
Der neuerliche Umbau der Bar des Restaurant Fabios in der Wiener Tuchlauben darf als durchaus gelungen bezeichnet werden.
Der Barchef wurde flugs mit erneuert. Ein Lokalaugenschein …
Mit der rasanten Taktfrequenz einer Tarantella
Wie es seinen italienischen Wurzeln entspricht, hat Wiens virtuoser »Maestro dei maestri« in Sachen Genusskultur, Fabio Giacobello, seine Bar in Rekordtempo einem umfassenden Relaunch unterzogen: Innerhalb von nur drei Wochen ließ er nicht nur das komplette Ambiente der Bar umbauen, sondern entwickelte einhergehend auch ein neues Gesamtkonzept für das Watering Hole.
Für das Design des Interieurs zeichnet Architekt Alberto Bach von Albertoni verantwortlich. Es ist Bach sehr gut gelungen, die zuvor eher reduzierten, kühlen Sitzgelegenheiten in eine wellenschlagende, angenehme Bank mit einzelnen, gemütlichen Kojen zu verwandeln. An deren etwas fordernde Farbe »Petrol« gewöhnt sich der Gast relativ schnell. An den Wänden sticht eine auffällige, an japanische Holzdruck-Motive erinnernde Seidentapete ins Auge, die vom Mailänder Künstlerduo Misha in Handarbeit bemalt und bestickt wurde. Nachdem auf den hinteren Zugang zu den Toiletten im Zuge der Umgestaltung verzichtet wurde, wandelte sich der rückwärtige Teil der Bar zu einem behaglichen Rückzugsort für Gäste.
Aber nicht nur der Raum selbst wurde einem Re-Design unterzogen, sondern auch die Gestaltung der Uniformen für die Mitarbeiter*innen legte man in überaus professionelle Hände: Die Designerin Anelia Peschev hat galant-avantgardistische wie – im hektischen Arbeitsalltags eines Gastronomiebetriebs – tragbare Kleider, Hemden und Hosen geschaffen.
Vom Outfit zu inneren Werten
»Die Bar soll für unsere Gäste eine willkommene Anlaufstelle vom morgendlichen Espresso mit Cornetti bis zur vorgerückten Nachtstunde sein«, erläutert der Hausherr sein inhaltliches Konzept. »Ich möchte Schwellenängste abbauen – die Bar soll ein unprätentiöser Treffpunkt zum Genießen sein. Man soll sich hier, auch absolut casual gekleidet, wohlfühlen und nicht das viel beschriebene, etwas einschüchternde Image des Nobelitalieners im Hinterkopf haben«, verweist Giacobello auf die angestrebte Öffnung der Bar.
Ein kluger Schritt, wenn man bedenkt, wie viele Projekte sich in Wien derzeit um den Führungsanspruch bei authentischer und gelebter, italienischer Aperitivo- und Genusskultur balgen und balgen werden. Hier sei zum Beispiel an das fabelhafte Pastamara im Ritz Carlton mit dem Küchenkonzept von Ciccio Sultano und Roberto Cozzolino als Barchef am Brett erinnert. Oder an Fabios traditionsreichen Um-die-Ecke-Nachbar Zum Schwarzen Kameel, der ja auch – in unmittelbarer Sichtweite – in den Räumen des sagenhaft gescheiterten Restaurants Ai ein anspruchsvolles Großprojekt lukullischer Italianitá plant, wie man hört.
Zurück zur Fabios Bar
Der Padrone hat sich für die Umsetzung seines ambitionierten Programms einen der derzeit besten Barmänner und Mixologen des Landes geholt. Mit dem aus Ungarn stammenden Ferenc Haraszti gelang Giacobello ein außerordentlicher Coup: Harazsti darf nicht nur auf viele Jahre Erfahrung in der besten Bar Ungarns und einer der »Top-50-Bars der Welt«, der Boutiq’ Bar, verweisen, sondern der 32-jährige konnte im vergangenen Jahr als Barchef des 2017 eröffneten Mr. Mendez zahlreiche Erfolge als Mixologe bei internationalen Cocktailwettbewerben (wie Courvoisier, Amaro Montenegro, Nikka, Italicus, …) erzielen. Neben seiner versierten Expertise als Barkeeper zeichnet sich Ferenc Haraszti als perfekter und überaus charmanter Gastgeber aus.
Ein Blick in das erste Signature-Drink-Menü, das er innerhalb kürzester Zeit zusammenstellen musste, beweist Harasztis Können: Meist gradlinig, simpel im besten Sinn des Wortes, nicht übertrieben, sehr fein ausbalanciert und nachvollziehbar. »Meine Kreationen sollen auch für die Gäste im Restaurant verständlich sein, nicht nur für die Cocktailliebhaber. Kein unnötiger Firlefanz, aber doch dezidiert zeitgenössisch innovativ«, erklärt Ferenc Haraszti seine Zugangsweise.
Ein Punkt trifft ausgezeichnet diesen Zug der Zeit: Zu jedem der fünf Stimmungskategorien der Karte – »Momenti Italiani«, »Donna«, »Per Sempre«, »La Vita e bella« und »Fabios Speciale« – hat Barchef Ferenc einen alkoholfreien Drink kreiert. Der Gast möchte heute manchmal auf Alkohol, aber nicht auf geschätzte Aromen einzelner Cocktails verzichten. Das gelingt bestens beim »Amaro Drive« (San Bitter, wie.bitter, Oleo Saccharum um 10,00 Euro): erfrischend, leicht bitter, feine Johannisbeernoten, an einen Americano erinnernd. Oder beim »Nuvolari« (Wacholderbeerensirup, Zitrone, Gurke, Soda um 10,00 Euro): Der hausgemachte Wacholdersirup gemahnt an Gin und ergibt mit den anderen Komponenten zusammen eine schöne Gin-Tonic-Interpretation.
Selbstverständlich kommen »reguläre« Bar-Aficionados ebenso auf ihre Rechnung
- Wie etwa beim »Salted Chocolate Old Fashioned« (Rum, Chocolate Bitters, Salz um 16,00 Euro)
- oder beim »Amber Margarita« (Tequila, Orange Curaçao, Agavensirup um 16,00 Euro).
Beide Cocktails mit dem richtigen »Wumm«, schön komplex und die einzelnen Aromen (Schokolade, Orange) kommen hervorragend am Gaumen zur Geltung. - Oder der »Rhubarb Fizz« (Gin, Rhabarber, Zitronensaft, Soda – 13,00 Euro): ein erfrischender Drink, der sich saisonal wandeln wird.
- Beim »Magic Milktea« (Whiskey, Rum, Zimt, Darjeeling Tee, Zitrone, Milch – über Nacht gefiltert, daher fast klar um 14,00 Euro) wünscht man sich, dass der Bourbon etwas mehr im Vordergrund stünde.
- Dafür kommen die Barfliegen beim wunderbar prickelnden »Alta Moda« (Cocchi, Orangenlikör, Orangenblütenwasser, Champagner um 17,00 Euro) wieder vollkommen auf ihre Genussrechnung.
Abseits der souveränen Cocktails schafft es Küchenchef Christoph Brunnhuber mit seinem Barfood zu begeistern: Feinste »Penne all’arrabiata«, mit Safran und Mozzarella gefüllte »Reisgnocchi«, herrliche »Calamari fritti con pimento« oder »Aranzini« beweisen eindeutig, warum die Küche im Fabios seit Jahren weit über die Grenzen bekannt ist. Großes Kino!
Wieder einmal zeigt sich, dass Fortschritt und forcierter Wettbewerb durch die Konkurrenz zu blendenden Resultaten führt. Wobei es sich für kommende Labstellen in Sachen »Dolce Vita« als schwierig erweisen könnte, profunde Kenner und Liebhaber italienischen Lebensgefühls – hier mit einer essenziellen Prise ungarischer »Eletöröm« (ungarisch: Lebensfreude) – vom Tresen und den Kuschelecken der neuen Fabios Bar loszueisen.
Fabios Bar
Tuchlauben 4 – 6, 1010 Wien
Tel.:+43 1 532 22 22
E–mail: fabios@fabios.at
web: www.fabios.at
Öffnungszeiten: Mo bis Sa 9.00 Uhr – 1.00 Uhr, an Feiertagen geöffnet
Küche bis 23.00 Uhr | Signature-Cocktailkarte ab 15.00 Uhr (abgesehen der antialkoholischen Drinks)
Nichrraucherlokal, Terrasse, WLAN
Inhaber: Fabio Giacobello
Küchenchef: Christopg Brunnhiber
Barchef: Ferenc Haraszti
Keke Anmerkung: Wer die vorangegangenen Gestaltungen der Bar zum Vergleich sehen mag, klickt hier und für die Erstversion hier bitte!
Beitragsbild: Ferenc Haraszti am Brett, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at