Die Josef Cocktail Bar ist eine weitere überaus nennenswerte Neueröffnung in Sachen Cocktailbars in Wien.
Und was für eine!
Wir waren am Abend vor der Eröffnung dort …
Noch ein neues Watering Hole für Barflies in Wien!
Gemäß unserem Leitbild nur etwas zu empfehlen, was uns auch wirklich gut gefallen hat, werdet ihr über so manche andere, neue Cocktailbar in Wien hier kein Sterbenswörtchen lesen. Nichts, kein Wort über die schon wieder geschlossene Bar 99, gar nichts über den Club Privé, der sich auch keine drei Monate gehalten hat und jetzt P.11 heißt, und schon gar nichts über die IQ Bar, wo man dem Eiswürfel mit bloßen Fingern einen Schubs gibt, damit er in den Tumbler passt, bevor man dem Gast den Drink serviert. Null, nada, niente.
Ja, die Leber hat’s nicht leicht.
Bis wir etwas ausführlich geprüft und schließlich für gut befunden haben, das kann schon ein paar Besuche und Drinks dauern!
Unhygienische Grauslichkeiten kenne ich sonst übrigens nur vom damals zur Eröffnung unfassbar gehypten Franz vom Hahn, das ja bekanntlich so wenig Cocktailbar ist wie ich eine professionelle Köchin zum Beispiel. Dort kannte man keine Barzange und ich habe dann lieber ein Achterl getrunken, nachdem ich beobachten durfte wie ein Gin & Tonic zubereitet wurde – die Details erspare ich euch.
Aber wenden wir uns Erfreulicherem zu!
Wirklich nett ist die Needle Vinyl Bar in der Färbergasse 8, sehr nett sogar, klein, gemütlich, viel gute Musik zum Auflegen, eine sympathische, kompetente Barcrew und eher niedrige Preise, was Cocktails auch für ein jungem Publikum leistbar amcht. Auch über das elegante Emile im Hilton wird hier bald zu lesen sein: Eine überaus spannende Kooperation mit The Sign Lounge, also durch Kan Zuo ein Garant für allerbeste Drinks!
Reden wir über Josef – mit F.
Dank dem keken Autor olam, der ja auch die Bibel aller Barflies, die Wiener Barbücher, schreibt, konnten wir einen Tag vor der Eröffnung am 31.3.2017 die Josef Cocktail Bar testen und sind am nächsten Tag prompt gleich wieder hingegangen – zum reinen Vergnügen.
Das Ambiente verbindet gelungen Moderne und Tradition. Schwere Vorhänge kommen noch bei den hohen Fenstern zur Sterngasse hin und drei weitere der bequemen barocken Barhocker. Der Raum ist überschaubar, das Auge ruht auf Dunkelgrün und Gold, man fühlt sich wohl. Das Licht könne noch eine Idee wärmer werden insgesamt.
Aber wer innerhalb von nur acht (!) Wochen ein Lokal komplett umbaut, einrichtet und am Eröffnungstag alles parat hat bis hin zu Untersetzern und gebrandeten Zotterschokoladen, der darf dem Licht ruhig ein wenig beim Scheinen zusehen. Für größere Runden sind die Plätze auf dem Podest ideal, zu zweit oder zu viert finde ich die Fensterplätze außerordentlich angenehm. Ich werde am liebsten an der Bar gleich links vom Eingang sitzen, wo man Philipp M. Ernst und sein Team beim Mixen zusehen kann.
Verkostet wurden in der Josef Cocktail Bar:
- Fifty Ways To Leave Your Lover
Angostura 1919, Port, Lime, Tonkabeans (um Euro 14,50, Tumbler, Icecube)
Dichter Schaum trägt die geriebene Tonkabohne, die den „Abschied“ versüßt, auch der Port tut seinen Teil. Sehr ansprechende Optik, auch für Einsteiger ins Thema Cocktails geeignet. Begeisternd.
- French Kiss
Lillet Rose, Russian Wild Berry, Strawberry, Mint (um Euro 7,50, Ballon Glas, kleine Eiswürfel)
Das Parfum einer schönen Sommernacht in der Nase genießt man das Prickeln und die unaufdringliche Süße. Ein femininer Drink, der einen mit großer Leichtigkeit zum nächsten verführt. Gut als Starter.
- Smoking Guns
Chivas Regal 12, Lagavulin 16, Lemon, Sugar, Eggwhite (um Euro 12,50, Tumbler, Icecube)
Stark, männlich, für den Connaisseur, der manchmal Lust auf eine kleinen Sidestep hat ohne sich selbst dabei untreu zu werden.
- Nicht von dieser Welt
Havana Club 7, Brandy, Lime, Falernum, Curaçao, Bitter Chocolate Espuma (um Euro 14,50, Tumbler, Icecube)
Klingt ein bisschen wild, wenn man die Rezeptur liest, schmeckt aber so wie man zum Beispiel in Cuba am Strand sitzen möchte: hervorragend und entspannt. Da schmeckt nichts vor, aber die Harmonie der Aromen ist alles andere als langweilig.
- La Catrina
Don Julio Anejo, Jägermeister, Honey, Bitters, Hickory Smoke (um Euro 14,50, Tumbler, Icecube)
Spektakulär in jeder Hinsicht: Im letzten Arbeitsschritt wird der Drink mit Hickory geräuchert. Das kleine Schraubglas mit dem Holz dafür hat Philipp M. Ernst immer eingesteckt. Bestellen und zuschauen!
- Please Milk Me
Tanqueray No Ten, Lemon, Vanilla, Buttermilk Espuma (Euro 12,50, Cocktailschale)
Zuerst frisch und milchig, dann schön alkoholisch und lang im Abgang, eine sehr runde Sache, ausgewogen und überraschend leicht in der Anmutung.
Alles, was das Herz begehrt …
Natürlich gib es auch Klassiker und Twists von Klassikern, spezielle Angebote für eine feiernde Freundesrunde, ausgesuchte Weine und (um recht wohlfeile Euro 8,50 das Glas) Perrier-Jouët. Natürlich werden die Infuse und Shrubs selber gemacht und die ersten drei Seiten der Barkarte sind ausgesuchte Kreationen des Hauses. Außerdem kann ein Gewinner der Diageo World Class Austria sowieso alles mixen.
Die Barsnacks sind echtes Essen im Glas. Jetzt darf noch geraucht werden drinnen und der Schanigarten ist bereits beantragt.
Josef hat nichts mit Brot am Hut.
„Josef“ hießen sowohl der Großvater von Philipp M- Ernst, also auch der seiner kongenialen Partnerin in Liebe und Leben Andrea Hörzer. Einige Schwarzweißfotos und auch der Luster erinnern an die Vorfahren. Das geht natürlich ans Herz … aber das passt schon, denn hier wird genau so gearbeitet: mit Herz.
Hat Wien nicht schön langsam zu viele Cocktail Bars?
Von solchen wie dem Josef kann es nie genug geben!
Josef Cocktail Bar
Sterngasse 1, 1010 Wien
Tel.: +43 664 152 96 46
web: www.josef-bar.at
Öffnungszeiten: Di bis Sa 18.00 – 3.00 Uhr
Ulrike
Danke für diese Beurteilung. war gestern zufällig dort und hab es sehr genossen, auch wenn ein einziger Mitarbeiter = Chef bei mehreren Gästen doch die Wartezeit erhöht ;-)