Hungry Guy hat offiziell seit 28.1.2016 geöffnet. Kommt nach der Burger- und Taco-Welle jetzt die Pita-Mania?
Beim ersten Mal waren wir zu früh. Auf Social Media war schon heftig die Werbetrommel gerührt worden: Soft Opening erst ab dem nächsten Tag. Merke: Du sollst alles ganz genau lesen. Sehr gastfreundlich wurde uns eine Suppe angeboten, aber das ist zum Testen halt zu wenig.
Beim zweiten Mal gab’s dann schon alles, volle Speisekarte, volles Haus. Einiges war ob des Andrangs gerade aufgegessen, aber wenn vor den Augen des Gastes ad hoc produziert wird, finde ich das grundsätzlich vertrauensbildend und einen erfreulichen Anblick. Wir aßen uns also die Speisekarte rauf und runter. Viele Entschuldigungen, die gar nicht nötig gewesen wären, gab’s auch, „weil ja soft opening“ …
Unsereins kommt da immer ins Dilemma: Wir wollen als erste berichten, aber über ein halbfertiges Lokal, das zwar schon offen hat, aber in dem zum Beispiel die Mannschaft noch nicht ganz eingespielt ist, dann eigentlich doch lieber nicht.
Könnten wir das bitte einfach wieder abschaffen, dieses „Üben am Gast“ (Copyright Michael Vesely vom großartigen reisinger’s)? Exkurs Ende.
Beim dritten Mal am 28.1.2016 fand dann die offizielle Eröffnungsparty mit allerlei Andrang und sehr vielen jungen Menschen statt. Für das quasi vierte Mal hat uns ein sehr netter, genußbegabter Mensch von seinem Besuch bei Normalbetrieb in den Tagen danach berichtet.
Das Lokal ist groß, hell und dezent auf shabby getrimmt: rechts die Backstube, geradeaus die lange Theke mit dem Bestellplatz. Lässt mich ein bisschen an die Swing Kitchen denken.
Der Hungry Guy gibt sich die Pita.
Zu Essen gibt’s vorwiegend allerlei gefüllte Pitabrote und – Grillhenderl.
Man bestellt und wird dann zur Abholung aufgerufen. Erinnert ans Miznon? Ja, tut es und das ist ein Problem. Andauernd frage ich mich: Wie würde ich das Hungry Guy finden, wenn es dem Inhaber Eyal Guy gelungen wäre schon im Oktober aufzusperren wie geplant? Ich hätte das Miznon, in das ich mich haltlos verliebt habe, dann erst danach kennengelernt. Der Konjunkiv ist ein Hund.
Denn hier fehlt definitiv etwas: Authentizität? Vielleicht. „Seele“, wie das unser kompetenter Tippgeber konstatiert hat?
Dabei ist das Essen wirklich gut! Das Brot wird vor Ort gebacken, ist irgendwie rustikaler und mit deutlicherem Geschmack als beim Mitbewerber. Die Füllungen sind witzig und man staunt, was man alles in ein Weckerl verpacken kann. Fast entsteht der Eindruck, hier wird ein wenig zu viel gewollt. Beispiel: Orangefilets können einen frischen, spannenden Kick geben in einem gefüllten Brot, Grapefruit genau so, aber für beide zusammen finde ich ein Brot zu klein.
Wir verkosteten eine brave Zwiebelsuppe, danach gelungene Fish & No Chips mit ganz frischer hausgemachter Mayo (Euro 9,80). Noch besser war die Pita mit Huhn, deren Fan ich werden könnte. Die fleischlose Variante war ordentlich, blieb aber nicht im kulinarischen Gedächtnis. Der hübsche Panna Cotta mit Rosenwasser passte gerade noch rein.
Für das nächste Mal haben wir uns die Chilli con Carne Pita mit Schokolade (Euro 7,50) vorgenommen, eventuell die vegane Variante mit Mandeln, Weintrauben und Rucola, und ob Shrips mit Oliven, Lauch und Cherry-Tomaten sein müssen, darüber denken wir noch nach. Das Preis-Leistungsverhältnis passt insgesamt auch.
Natürlich kann man alles fix und fertig mitnehmen, aber eine gute Idee finde ich, dass man nicht nur das frische Brot, sondern auch andere Zutaten zum DIY vor Ort kaufen kann.
Mit der Musik vor Ort bin ich allerdings total auf Kriegsfuß: War für mich ein Mal mehr Radio Arabella als lässige Playlist, aber das ist eine andere Geschichte.
Das Team ist überaus bemüht, freundlich und kommt aus über acht verschiedenen Staaten. Schön.
Durch die Lage wird das Lokal sicher einen guten Zulauf haben und wäre ich in Wien TouristIn, würde ich sicher nicht hungrig bleiben oder in einer Fast Food Kette essen, wenn ich hier frisches, hochwertiges Street Food bekommen kann.
Kommt die Pita – Mania?
Man wird sehen, was das Team von The Culinary Love Band nach Slow Tacos am Donaukanal treiben wird diesen Sommer. Mit Miznon, Baschly (israelisch) und Bahn Mi Vienna (vietnamesisch) seien nur ein paar jüngere Beispiele für raffinierte „belegte Brote“ genannt. Sie kommt nicht, sie ist schon da. Wie groß und wie lange wird sich weisen …
Hungry Guy
Rabensteig 1, 1010 Wien
E-mail: guy@hungryguy.wien
web: www.hungryguy.wien und auf fb
Öffnungszeiten: So bis Mi 11.00 – 23.00 Uhr und Do bis Sa 11.00 – 2.00 Uhr
auch Take Away, Deli, Bäckerei; Freewave