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Jetzt fasten oder immer VEGAN?

(Teil II. Teil I FASTEN liest du hier.)

Die Fastenzeiten haben sich im Christentum von den Anfängen bis zum Mittelalter dermaßen ausgebreitet, dass nur etwa 220 Tage verblieben, an denen keine Einschränkung durch Fastengebote gegeben war. Man kam also, abhängig davon wie die Kalendertage fielen, auf etwa 140 Fastentage.

Die meisten Fastentage entwickelten sich aber in der christlich-orthodoxe Kirche: über 220!
In manchen christlich-orthodoxen Patriachaten und Erzbistümern halten Gläubige nach wie vor auch die komplett veganen Fastenzeiten ein. In keiner anderen Religion wird zeitweiliger Veganismus vorgeschrieben.

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Der Otter ist ein Fisch?

Richtiges Fasten bedeutet im Christentum nur eine Mahlzeit pro Tag (meist am Abend), kein Alkoholkonsum sowie der Verzicht auf Fleisch. Oft aber auch der Verzicht auf alle tierischen Produkte, wie wir es im Veganismus kennen, also vor allem keine Milch und keine Eier. Fisch ist immer erlaubt.
In der Orthodoxen Kirche wird in den verschiedenen Fastenperioden auf tierische Produkte und oft auch Wein, manchmal selbst auf Öl und Fisch verzichtet.

Da hier drei Fünftel des Jahres Fastenspeisen auf den Tisch kamen oder auch noch kommen, wird man auf der Suche nach veganen Rezepten am besten in den Küchen der Länder fündig, in denen es große christlich-orthodoxe Gemeinden gibt. In Russland, Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan, Weißrussland, Ukraine, Georgien, Armenien, Moldavien, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Mazedonien, Griechenland, wie auch in Ägypten, Jordanien, Syrien und Äthiopien.
In Süd-, Südost- und Ost-Asien ernähren sich, anders als das vielleicht manche denken, keine größeren Bevölkerungsgruppen ständig oder über längere Zeiträume (Fasten) vegetarisch oder gar vegan. Wenn man allerdings Fisch ausnimmt, kann man als Veganer_in viele asiatische Rezepte etwa der Vietnamesischen Küche (Fischsauce!) und der japanischen Küche (Dashi!) in den Speiseplan aufnehmen.

Fisch ist in der christlichen Kirche eine beliebte Fastenspeise. Es ist überliefert, dass die Mönche und wohl auch Nonnen nicht immer begeistert waren vom langen strengen Fasten und so interpretierten sie auch Tiere wie Frosch, Fischotter, Biber, bis hin zur Ente als Wassertiere und damit doch eigentlich Fisch. Ganz sicher wurde in den Klöstern gerne gevöllert.

 

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“Frag nicht warum!”

Die altägyptische Fastenkultur umfasste unter anderem den Verzicht auf Fischgerichte in der Laichzeit.
Aber nur wenige Fastengebote lassen sich auf die Arterhaltung von Tieren, Nahrungsmittelkonkurrenz (Tier frisst Getreide, das für Menschen benötigt wird) oder die Sorge um die menschlichen Gesundheit (Hitze, Hygiene, Bakterien, Seuchen) zurückführen.
Speisegesetze erziehen zur Herrschaft über unsere Gelüste und damit prinzipiell zur Anpassung und dem Nicht-Aufbegehren.

Besonders unlogisch erscheint mir, dass den Juden das Gebot gegeben ist Milchiges von Fleischigem zu trennen, bei der Zubereitung wie beim Genuss (getrenntes Geschirr!). Auch wenn immer wieder versucht wird, einen ursprünglichen Sinn dahinter zu finden, wird von den religiösen Gelehrten doch am Ende immer nur bestätigt, dass es eine Festlegung ihres Gottes ist, die ein Mensch weder interpretieren, noch erklären kann oder darf.
Für Jüdinnen und Juden sind die äußerst strengen und vielen Speisegesetze (Kaschrut) sowie die Symbolik der Speisen bei den religiösen Festen ein wesentlicher Identifikationsfaktor, um sich als zusammengehöriges Volk zu verstehen. Wo immer auch weit verstreut in der Welt sie sich ansiedeln konnten, wurden die lokale Nahrungsmittel und Rezepte in die bestehende Kochtradition integriert, die aber, wenn orthodox gelebt, koscher blieb.

Minderheiten, die die Gefahr fürchten sich an die Mehrheitsgesellschaft zu assimilieren, versuchen sich durch Regeln der Nahrungsaufnahme von dieser abgrenzen. Jede_r einzelne, die oder der verkündet: Ich esse nicht, was ihr esst, sondert sich damit in sehr deutlicher Weise ab und erklärt anders zu sein. Das sehen wir heute sehr stark im Veganismus, der uns allgegenwärtig erscheint, dabei ernährt sich nur etwa 1% der deutschsprachigen Bevölkerung dauerhaft vegan.


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Fasching und Fastenbrechen

Für Christ_innen sind das Fasten und die Jahreszeiten eng miteinander verbunden. Wir denken dabei heute vor allem an Ostern und den Übergang vom Winter zum Frühling.

Der Fastenmonat Ramadan wird nach dem islamischen Kalender berechnet und verfrüht sich jedes Jahr um elf Tage. Er kann deshalb in jeder Jahreszeit liegen. Im Ramadan wird 30 Tage von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang nichts gegessen, getrunken, geraucht. Auch sonst soll man ganz so leben, wie es auch dem christlichen Gedanken des Fastens entspricht: vom nichts Böses denken bis zum anderen Menschen Gutes tun.
Nachts ist es Brauch bestimmte Speisen zu sich zu nehmen, das Wichtigste sind dabei oft die Süßspeisen.
Es ist umstritten ob Mohammed die Vorschrift des Fastens von den in Arabien lebenden Juden oder Christen übernommen hat. Sinn des islamischen Fastens ist es Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Der Ramadan endet mit dem Fest des Fastenbrechens, das bis zu vier Tage dauern kann und je nach Region mit unterschiedlichen Bräuchen und Speisen begangen wird.

Im Christentum wird vor allem vor den langen Fastenzeit noch einmal groß aufgetischt und ein ausuferndes Fest gefeiert: die FAST-Nacht und den Karneval (it.: carne vale; dt.: Fleisch lebwohl). Um die Vorräte aufzubrauchen, werden im Fasching Krapfen aus Milch, Eiern und Schmalz hergestellt – diese Zutaten würden beim früher üblichen veganen Fasten die nächsten 40 Tage keine Verwendung mehr finden. Auch das üppige Martiniganslessen vor der Adventsfastenzeit geht auf diese Tradition zurück.

 

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Der Koch = die wichtigste Person im Buddhistischen Kloster

Keine Speiseregeln gibt es im Buddhismus, da dieser eine Erkenntnis- und keine Glaubensreligion ist, und auf Eigenverantwortung basiert.
Prinz Siddhartha wurde zu Buddha, indem er sich auf die spirituelle Suche machte und sich in einem asketischen Lebensstil zu üben begann. Er fastete so sehr, dass er bis aufs Skelett abmagerte. Dann erkannte er, dass ihn dieser Weg nicht ans Ziel führt. Er gab das Fasten auf und begann zu meditieren. Nach einigen Wochen erlangte er die erhoffte Erleuchtung. “Ich übe mich darin, keine fühlenden Wesen zu schädigen oder zu töten.“ lautet die erste der fünf buddhistischen Ethikregeln. Das ist ein Rat, kein Verbot.

Buddhistische Bettelmönche nehmen Fleisch als Almosen an. Es gilt für sie als eine Übung der Demut alles anzunehmen und zu verzehren.
Es wird von Buddhist_innen vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet kein Fleisch zu essen. Trotzdem verzichten die meisten Menschen in China, Südkorea, Thailand, Vietnam und anderen mehrheitlich buddistisch dominierten Ländern nicht auf den Fleischkonsum. Fleisch ist dabei traditionell nicht Hauptbestandteil der täglichen Ernährung, wie es sich im Westen in den letzten 50 Jahren eingebürgert hat.

Die traditionelle chinesische Medizin, die auf die Ernährung immer größeren Einfluss hatte als die Religion, lehnt den Genuss von Milch für Erwachsene Menschen gänzlich ab. So gut wie alle anderen Empfehlungen, welche Nahrungsmittel und Kräuter man zu sich nehmen soll, hängen von der individuellen Konstitution der Person ab und sollen ihre Lebensenergie (Chi) stärken. Mehr und mehr gewinnt dieser Gedanke auch in der westlichen Diätologie an Bedeutung.

 

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Im Veganismus gäbe es keine Heilige Kuh

In noch stärkerem Ausmaß als der Buddhismus ist der Hinduismus ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Kulten, Traditionen und Anschauungen.
Insgesamt spielt Fasten im Hinduismus, ausgehend vom Prinzip der Gewaltlosigkeit, eine wichtige Rolle allerdings im individuellen, persönlichen Rahmen. Jede/r entscheidet selbst, wann und wie lange er oder sie fastet. Oft fasten die Frauen für ihre Kinder oder Ehemänner oder andere Angehörige, um ihnen Segen zukommen zu lassen. Vor allem Hinduistinnen fasten oft an bestimmten Wochentagen zur Ehrung der ihnen zugeordneten Götter. Gefastet wird auch bei Todesfällen, als Buße, zur Reinigung des Körpers und Geistes, als Übung der Selbstbeherrschung und Askese.

Nach neuesten Erkenntnissen der westlichen Wissenschaft ist Fasten der Gesundheit förderlich, solange es im dafür förderlichen Rahmen bleibt. Das ritualisierte Fasten bis zum Tod gibt es neben dem Hinduismus auch im Jainismus (dualistischer Glaube an Gut und Böse, wesentlich: Vegetarismus und Besitzlosigkeit).
Für Indien schätzt man, dass sich etwa 30 bis 40 % der Bevölkerung permanent vegetarisch ernähren und nicht nur auf Rindfleisch verzichten. Sie schreiben Fleisch generell unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter zu. Das gilt aber auch für alle Zwiebelgewächse (z.B. Knoblauch) und in vielen Fällen auch für Ingwer oder andere Pflanzen, manchmal auch Eier. Im Hinduismus, wie in verschiedenen Askese-Kulturen Ostasiens, ist die Enthaltsamkeit bedeutsam, so auch in der Yoga Lehre.

Vegan sind Hindus aber kaum, da seit vielen Jahrhunderten nicht nur die Kuh in Indien heilig ist, sondern auch die Rinderhaltung. Deren praktischer Nutzen umfasst die Produktion von Milch, von Dung als Brennmaterial in ländlichen Haushalten, den Einsatz als Zugtier in der Landwirtschaft und die Fellverarbeitung.

 

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Den leeren Kühlschrank schätzen

Wer sich mit der traditionellen Milchwirtschaft und Käsekultur der Alpen oder etwa in Frankreich verbunden fühlt, wird sich nicht vorstellen wollen, um wie viel kulturell ärmer eine radikal vegane Welt wäre. Diese Kultur ist natürlich das Gegenteil von Massentierhaltung.

Ich denke, nicht nur mich deprimiert die allzeit Verfügbarkeit in unserer Konsumkultur, das Überangebot der Supermärkte. Jedes Lebensmittel hat seine Jahreszeit, dazwischen schränke ich mich gerne ein. In der traditionellen Tierhaltung geben Tiere im Winter weniger Milch und legen weniger Eier. Gemüsefrüchte wie Tomaten und Paprika reifen erst wieder im Sommer. Wozu jetzt Erdbeeren, wenn Zitrusfrüchte Saison haben?! Die Fülle von Fleisch und Schlagobers schmeckt fast jedem. Fein reduzierten Geschmack zu schätzen muss man sich oft erst erschließen, egal ob mit Fasten oder ob das für uns selbstverständlich wird.

 

 

Quellen:

  • Götterspeisen von Katja Sindemann Metroverlag,
    • ISBN-10: 399300020X
    • ISBN-13: 978-3993000202
  • Wikipedia
  • und Buchempfehlung: Immer schon vegan – Katharina Seiser
    • ISBN-10: 3850338568
    • ISBN-13: 978-3850338561

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