Kein Samstag ohne Naschmarkt!
Wer kennt seine Landparteien und ihre bunte Besucherszene?
Ein guter Vorsatz ist, sich mehr mit den positiven Dingen des Lebens zu beschäftigen, wenn man dabei das kritische Hinterfragen der Vorgänge nicht außer Acht lässt.
Es wird viel geschimpft über den Naschmarkt, zu Recht. Um seine schönste Seite, den am Samstagsvormittag ‘aufblühenden’ Landparteienmarkt bei der Kettenbrückengasse wissen viele aber viel zu wenig.
Der ist durchaus zu vergleichen mit den großen Samstagsmärkten am Yppen- und Karmeliter-Platz.
Während sich rund und um diese beiden Plätze die bourgeoise Bohéme angesiedelt hat und deren Wochendendmärkte stürmt, ist der Besuch des Landparteien-Naschmarktes weit weniger schick. Die Tourist_innen interessieren sich überhaupt nicht dafür und so sind ‘echte Einkäufer_innen’ unter sich. Ein breites Lebensmittelangebot in bester Qualität wird nachfragt und von umsichtigen, ja wirklich eifrigen Standler_innen geboten.
Marktfrau und Gärtnerin
Gleich zentral im Mittelgang kann man den Stand von Frau Helene mit ihrem herrlich üppigen Saison Gemüse nicht übersehen. Die großartige Burgenländerin ist der Idealtyp einer ‘gstandene’ Marktfrau, die ihr Publikum auch gerne unterhält. Jetzt im Winter macht sie einige Wochen Pause, aber mit den sprießenden Frühlingsgemüse wird sie wieder kommen und im Sommer als einzige beinahe täglich ihren Stand hier aufstellen. Leider hat sie keinen fixen Stand auf dem Naschmarkt, sondern ihr Geschäft in der nahen Kettenbrückengasse. Hätte der Naschmarkt eine eigenständige Marktverwaltung der Standler_innen wie der Münchner Viktualienmarkt wäre das vielleicht anders gekommen.
Köstliche Zierapferl
Im mittleren Gang entdeckt man einige ‘Zweitstände’ von Firmen, die auch an einem festen Stand im eigentlichen Naschmarkt Obst und Gemüse verkaufen. Dort ist das Tourist_innen-Gewühl am Samstag so dicht, dass das Kaufen und Verkaufen quasi unmöglich ist und man es am besten bleiben lässt.
Zu den auffallenden Ständen im Mittelgang zählt die Gärtnerei Jakubek, gefolgt von noch einigen weiteren in Richtung Flohmarkt, denen ich jetzt als erstes Unrecht tue und sie nicht alle aufzähle.
ursprüngliches – urgut
Der Gang bei der Linken Wienzeile ist derzeit bedauerlicherweise recht ausgedünnt. Aber gerade dort sind wir Stammkunden vom ‘Stadler’, einem Selbstvermarkter, der von Huhn, über Schwein bis zu Milchprodukten alles und noch viel mehr führt. (Bild oben, Ein Tipp von Florian Holzer).
Schade, dass ich den Waldviertler Kartoffelstand mit beeindruckend vielen verschiedenen Sorten, der vergangenes Jahr hier aufgetaucht ist, im Herbst nur mehr selten gesehen habe.
Eindrückliche Produktempfehlungen
Im Gang parallel zur Rechten Wienzeile tut sich am meisten. Dort schart sich viel Bioangebot. Man findet das erstklassige Brot vom ‘Gragger’, das oft gegen Mittag schon ausverkauft ist.
Mehrere Käsestände konkurrenzieren um das Angebot des besten Käses der Stadt. Da steht man schon einmal länger an und die Kenner_innen kaufen auch gleich alle weiteren Milchprodukte hier ein.
Nicht nur Filet, nicht immer Burger
Biofleisch hab ich noch bei keinem Stand gefunden (?), Biohendln schon, auch Enteneier, Kaninchen und Kitzerl. Die Fleischer und Selbstvermarkter mit Fleisch haben alle ihr äußerst überzeugtes Stammpublikum, das ihnen vielfach schon über Generationen namentlich bekannt ist. Der junge Gastronom aus der Nachbarschaft schwört auf die Blutwürste von dem einen, zum anderen kommt die erfahrene Hobbyköchin, wie schon die Mama, von weit her um den besten Rindsbraten. Ein Stand hat traditionellen Leberkäse vom Pferd, ein anderer das ausführlichste Angebot für den Hund.
Feinsten Bio-Saiblinge bekommt man am kleinsten Stand des Marktes bei den ‘Fischbauern’.
Gemüsevergnügen von der Bioschanze
Bei Gemüse-Bio-Binder nimmt man sich Zeit für die Kund_innen und berät und plaudert, auch auf italienisch, was viele lieben. Schön zu sehen, wenn sich Franz Binder selbst über besonders gut gewachsene Exemplare freut.
Ein ganz anderer Schmäh rennt bei der Bioschanze schräg gegenüber, da geht es oft richtig hoch her und ein dutzend Menschen scheint gleichzeitig einzukaufen. Dann lachen auf einmal alle, aber keiner so verschmitzt wie Florian, der Chef.
Daneben das fesche Damenteam vom Biohof Rapf. Erinnere ich mich falsch und es sind nicht nur die netten Mädls, die hier verkaufen?
Das Angebot dieser drei Bio-Gemüse-Stände ist erfreulich unterschiedlich und dabei immer von bester Qualität.
Das Biobinderteam
Dazu kommen etliche weitere Obst-Gemüse-Selbstvermarkter, die auch viel Außergewöhnliches bieten, wie eigene Fruchtsäfte aus verschiedenen sortenreinen Äpfeln (Topaz!) oder saisonale Wildfrüchte von Sanddorn über Holler bis hin zu Hetschepetsch. Fast jeden Samstag ist etwas Unerwartetes dabei, das mich staunen lässt! Was war das vor Weihnachten für ein schöner Kapaun zwischen den Weißdornapferl !?
Farbig opulent sind die zwei Blumenstände, wer hier einen prachtvollen Strauß oder auch nur kleinen Blüten-Zweig ersteht, wird sich freuen.
Apfelkenner_innen
Besonders schätze ich das sehr unterschiedliche, ‘bunte’ Publikum, das auf diesen Markt kommt. Nicht alles was es hier zu kaufen gibt, gefällt wohl jeder oder jedem von ihnen. Wer wegen dem Biokuchen von Biobinder kommt, wird dem Pferdeleberkäse vielleicht lieber aus dem Weg gehen. ‘Markt-Monokulturen’ wären genauso schlecht wie Pflanzen- Monokulturen. Es macht ja gerade einen guten Markt aus, dass Menschen mit verschiedenen Geschmäckern und unterschiedlichen Einstellungen zusammen kommen können.
Nach so einem geglückten Marktbesuch kann man nicht nur mit dem guten Einkauf zufrieden sein, sondern auch damit, dass man in einer lebendigen Stadt lebt.
Wieder ungarische Spezialitäten
Auf dem Markt im Winter
Eine Empfehlung für den Markt am Landparteienplatz beim Naschmarkt
wo: (nahe U-Bahn Station Kettenbrückengasse)
wann: jeden Samstag von ca. 6.00 Uhr bis 13.00 Uhr