Auf dem Markt im Jänner: Fasten und andere Reduktionen …

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska für kekinwien.at

Jetzt FASTEN oder immer vegan?

(Teil I)

Mäßigung in allen Lebensbereichen, sowohl in seinen Gedanken, als auch seinen Handlungen, über einen festgesetzten Zeitraum, ist die eigentliche Idee des Fastens. Religiöses Fasten sollte den Menschen im Beten stärken. Heute spricht man vom Fasten meist, wenn man vor hat weniger zu Essen, weil man es davor übertrieben hat und sich körperlich nicht wohl fühlt.

Einschränkung oder der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel (z.B. Zucker), die der Gesundheit zugute kommen soll, wird zur Diät, die einem unter Umständen von ‘Diätassistent_innen’ dauerhaft empfohlen wird.
Häufiger fallen aber Diätsüchtige, die ihren Körper an ein als Norm angenommenes Aussehen angleichen wollen, von einer Diät in die nächste. Das ist dann besonders ungesund.

Veganismus wird heute zum einen aus diätischen Gründen, zum anderen als Weltanschauung betrieben, die keinerlei Tierhaltung zum Nutzen von Menschen akzeptieren will.

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska für kekinwien.at

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska für kekinwien.at


Blut und Wein

Im Christentum ist das Fasten besonders ausgeprägt, während in anderen Religionen prinzipielle Verbote bestimmter Nahrungsmittel gelten.
Moslems dürfen kein Schweinefleisch essen, die meisten Hindus essen kein Rindfleisch, Juden sind (etwas verallgemeinert) Pferde- und Eselfleisch, Hase und Kaninchen sowie Meeresfrüchte, Reptilien und Insekten verboten.
Blut zu essen, müssen Juden und Muslime unbedingt vermeiden, darum lässt man beim Schächten und Halal-Schlachten die Tiere gänzlich ausbluten.

Alkohol ist im Islam streng verboten und wird auch im Hinduismus und Buddhismus abgelehnt. Während dem Wein am jüdischen Schabbat, bei der Segnung des Vaters am Familientisch, gemeinsam mit einem speziellen Weißbrotzopf (Challa) eine ebenso wichtige Rolle zukommt, wie Wein und Hostie als Symbolen für Blut und Leib Christi bei der Kommunion.

Koscher und Halal, Foto (c) Mischa Reska für kekinwien.at

Koscher und Halal, Foto (c) Mischa Reska für kekinwien.at

Von einem gemeinsamen Tisch Essen

Durch die religiösen Gebote, denen die Nahrungsmittel unterliegen, können orthodoxe Muslime und Juden nur in Haushalten oder Restaurants ihrer eigenen Religionsgemeinschaften Speisen zu sich nehmen. Manche Hindus würden keine Speisen von Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften zu sich nehmen. Doch wird im Hinduistischen Kastensystem ein Nahrungsmittel allein schon davon, dass es von einem Mitglied einer niedrigeren Kaste berührt wird, unrein und damit als ungenießbar erachtet. Regeln, die Alter, Geschlecht und Stellung in der Familie betreffend, wer mit wem Essen zu sich nehmen darf, und wer nicht, findet man aber nicht nur im Hinduismus, sondern auch in vielen Stammesgesellschaften.

Für Veganer_innen werden heute von vielen nicht Veganer_innen bei Einladungen extra geeignete Speisen zubereitet. Wenn die alleinige Berührung mit nicht veganen Lebensmitteln als ‘Verunreinigung’ angesehen würde, könnte man das als Verweis sehen, dass es sich beim Veganismus um eine religiöses Einstellung handelt?

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

Freitag Fischtag


Schon im alten Ägypten war das Fasten bekannt. Mehrfach berichtet auch das Alte Testament vom Fasten als Zeichen der Trauer oder um den Ernst des Gebetes zu betonen. Im Judentum wird eigentlich nur am höchsten Feiertag (Jom Kippur) gefastet, an dem man 25 Stunden lang keine feste oder flüssige Nahrung zu sich nimmt. Im frühen Christentum entwickelte sich die Praxis, dass man Mittwoch und Freitag fastete. Bis in die 1960er Jahre war Katholik_innen der Verzicht auf Fleisch an allen Freitagen verbindlich vorgeschrieben. Wer glaubt, vom Fasten am Mittwoch noch nie etwas gehört zu haben, der erinnert sich vielleicht an den ‘Mehlspeistag’, der mittwochs in manchen Regionen Österreichs auch danach noch üblich war.

Die Ausbreitung des Fastens im Christentum geht auf Augustinus (354 – 430) zurück, der im Verzicht auf die Freuden des Fleisches die Erhebung des Geistes sah. Augustinus war ursprünglich ein Anhänger des Manichäismus, gegen den er sich später wandte, wobei er jedoch der Idee des Fastens treu blieb. Der Gründer Mani (216–276/277) war ein iranischer Philosoph und Maler, der persische, christliche und buddhistische Ideen zu einer der großen Religionen der antiken Welt synthetisierte, die auf dem Widerstreit von Gut und Böse aufbaute. Wesentlich war das Beten und Fasten. (- Augustinus wäre nach heutiger Bezeichnung übrigens Algerier)

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

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Die Zahl 40 als Buß-Zeitraum

Seit dem 2. Jahrhundert nach Christus ist ein zweitägiges Trauerfasten an Karfreitag und Karsamstag bezeugt. Im 3. Jahrhundert gab es in Rom eine dreiwöchige Fastenzeit, doch bis Anfang des 5. Jahrhunderts hatte sich überall ein 40-tägiges vorösterliches Buß-Fasten durchgesetzt.
Zugleich sollen die ägyptischen Kopten eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern direkt von ihren Vorfahren im alten Ägypten übernommen haben.
Im Mittelalter erhöhte sich die Anzahl der christlichen Fasttage insgesamt auf 140. Neben kürzeren Fastenperioden ‘zu allen heiligen Zeiten’, z.B. vor Maria Himmelfahrt im August, wird eine zweite durchgängige Fasten-Besinnung von 40 Tagen zwischen Martini (11.11.) und Weihnachten eingehalten.

Punschhütten und das ganze Weihnachs-Haligalli sind eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte, auch Weihnachtskekse gab es vor dem 25. Dezember früher keine.
Das Weihnachtsessen war noch vor einer Generation nicht besonders ausufernd und im Jänner dachte niemand ans Fasten, weil zuvor zu viele Feste aufeinander gefolgt waren. Im Gegenteil freute man sich erst einmal auf ausgelassenes Essen und Trinken im Fasching.

Da Fasching und Ostern heute in unserer Gesellschaft für kaum jemand große Bedeutung hat, ließe es sich doch ab jetzt gut ‘durchfasten’ bis zum  nächsten Weihnachsmarkt-Beginn am 25. November mit Glühwein-Chemie und Knoblauch-Langosch? Mir sind Faschingskrapfen und das nur im Fasching lieber, aber am aller liebsten mag ich am Karneval die venezianischen Fritole (gebackene Mäuse), die es dort nur im Jänner und Februar gibt.

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska - kekinwien.at

auf dem Markt im Jänner, Foto (c) Mischa Reska – kekinwien.at

 

Empört Euch!

Die Fastenzeit ist eine Tradition, die den Reformatoren bitter aufstieß. Für Luther und Zwingli galt: „Der Mensch darf jederzeit jegliche Speise essen“.
Die Katholische Kirche benutzte neben anderem auch das Fasten als Mittel, um die Gläubigen zu disziplinieren, damit diese nicht gegen die Macht aufbegehren.
Heute sind wir, was unsere Ernährung betrifft, noch weit mehr abhängig, um nicht zu sagen wir werden gegängelt von zehn Konzernen.

Meine persönliche Empfehlung, auch als guter Vorsatz geeignet, ist ein ganzjähriges ‘Konzern-Fasten’.
Weder Getränken noch Nahrungsmitteln von großen Marken huldigen, sondern mit dem bewussten Einkauf von Produkten kleiner Hersteller_innen ein Umdenken bewirken.
Ich sag’s einfach wieder einmal: ‘Das geht nirgends einfacher, lustiger und besser als auf dem Markt’!

https://netzfrauen.org/2015/04/10/die-macht-der-lebensmittel-giganten-diese-mega-konzerne-kontrollieren-unsere-nahrung/

Quellen:
Götterspeisen von Katja Sindemann Metroverlag
ISBN-10: 399300020X und ISBN-13: 978-3993000202
sowie Wikipedia.

Buchempfehlung:
Immer schon vegan von Katharina Seiser
ISBN-10: 3850338568 und ISBN-13: 978-3850338561

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