Das ist jetzt wirklich nicht einfach.
Weil, was einmal zur Geburtsstunde des MQ 2001 als hippes „Architektenlieblingsrestaurant“ begann, hat nach dem Weggang der genialen Köchin Una Abraham nie wieder ganz funktioniert. Über die Phase als Milo breiten wir den dezenten Mantel des Schweigens.
Fast könnte man glauben der Ort sei verflucht.
Seit Sommer 2011 versucht wieder einer sein Glück: Attila Corbaci, ein Mitbegründer des Café Engländer.
Glück wird er brauchen.
Der Standort ist nach wie vor gut, so wie die betörenden Deckenfliesen der Künstlerin Asiye Kolbai-Kafalier. Die stimmige Bestuhlung wurde leider etwas aufgemischt – der Vergleich mit den Bildern auf der webssite des AZ macht diesbezüglich sicher. Aber danke, dass es die gemütliche Ecke mit Sofa und Couchtisch noch gibt!
Vielleicht muss das Bewusstsein, dass man hier ein innenarchitektonisches Kleinod bespielt noch reifen. Der Garten wird hoffentlich wieder heftig wildromantisch wie damals bepflanzt und beschattet werden – man wird sehen.
Die Küche bietet aufgefrischte Wiener Hausmannskost, regional, saisonal, großteils bio und gar nicht 08/15. Nostalgie schwingt mit bei den Nuri Sardinen auf Butterbrot (4,50 Euro), den Variationen von belegten Wachauer Laberln (5,50 Euro) und dem Erdäpfelgulasch. Man erinnert sich an die Oma und freut sich.
Auch die Bierkultur (Rotes Zwickl um 4,20 Euro für’s Krügerl) und die kleine, schlaue Weinauswahl sind erfreulich (Muskateller vom Artner um 3,80 Euro für’s Achterl).
lima und club verkosteten die Corbaci Linsensuppe (Euro 4,50), geschmacklich wunderbar, jetzt schon ein Klassiker hier und gar nicht pampig wie sonst so oft anderswo, außerdem das Schafgupferl (6,50 Euro) auf selbst eingelegten Roten Rüben mit Kernöl: sehr in Ordnung, aber sicher noch ausbaufähig zum Beispiel in Richtung mehr Kernöl.
Dann folgten ein solider Vogerlsalat mit Speck (4,50 Euro) und eines der Tagesgerichte: die Rehbratwürstel mit Bratkartoffel und kaltem Krautsalat (Euro 8,70) waren geschmacklich rund, aber ich hätte mich über mehr Mut beim Anbraten sowohl der Kartoffel als auch der Würstel gefreut – vermutlich eine philosophische Diskussion. Die Unsitte kalte Salate auf dem Speiseteller samt Salatblattunterlage zu servieren anstatt auf einem eigenen Stück Geschirr hingegen diskutiere ich nie.
Wir waren jedenfalls sehr zufrieden und satt, so ähnlich wie nach einer ordentlichen Jause zu Hause früher und fast ein bisschen traurig, dass wir den Apfelstrudel auslassen mussten.
Jause ist auch das richtige Stichwort für das Corbaci: schnelle leichte oder deftige Kleinigkeiten stehen vorwiegend auf der monatlich wechselnden Karte, preislich alles außerordentlich moderat, was jetzt insgesamt den Hauptgerichten nicht Unrecht tun soll: Schweinsbraten für Euro 13,50, Schulterscherzerl für 11,50 Euro und Majoranfleisch (!) um 12,50 Euro.
Hierher kommt man gern allein, zu zweit, zu viert und in großen Runden, für den schnellen Hunger, die kleine Börse, ruhige Minuten und ausführliche Gespräche.
Das Corbaci ist ein Nichtraucherlokal, aber von der Schank an der Küche vorbei Richtung Toiletten gibt es einen Vierertisch, an dem geraucht wird. Wie man sich das Privileg dieses Platzes erwirbt, habe ich noch nicht herausgefunden…
Corbaci
Museumsplatz 1, im kleinen Hof des MQ beim Architekturzentrum, 1070 Wien
Tel.: 0664 / 73 63 00 36
E-mail: corbaci@chello.at
website: www.azw.at
Öffnungzeiten: täglich 10.00 bis 24.00 Uhr, Warmes bis 23.00 Uhr
Keine Musikbeschallung, liebenswürdiges Service.
Klaus
Gefaellt mir, dass hier oft gepostet wird.
club
hallo klaus!
danke vielmals, wir werden uns weiterhin bemühen.
jetzt im sommer werden wir uns voraussichtlich montags und dienstags zu wort melden!
keke grüße!
claudia