HADER ON ICE

HADER ON ICE

Es ist eine Sensation. Bloß das Gefühl im Stadtsaal zu sitzen und auf den Beginn einer Vorpremiere zu warten, ist begeisternd. Und was für eine!
Ich habe das neue Programm von Josef Hader gesehen: HADER ON ICE.

Es hat eh nur rund zehn Jahre gedauert vom letzten bis zum jetzigen Programm. Und dann gleich ein Schockmoment zu Beginn. Hader tritt auf und noch bevor er auch nur ein einziges Wort geredet, eine einzige Wuchtl geschoben hat, tost ein langer Applaus auf. Ja, die anderen Menschen freuen sich auch, dass sie wieder leibhaftig ins Kabarett gehen dürfen. Hader bedankt sich artig und sagt: „Das ist mein letztes Programm.“ Echt jetzt?

Bühnenfoto, HADER ON ICE, 1. Hälfte, Bild (c) www.lukasbeck.com

Sehr schlank, ganz in Schwarz gekleidet umgarnt er in scheinbar leichtem Plauderton das Publikum und schon in den ersten Minuten verschmilzt der echte Josef Hader mit (s)einer Kunstfigur, die einen im zweigeteilten Abend faszinieren und abstoßen zugleich wird. Da oben auf der Bühne raisonniert ein weißer alter Mann über sein ökonomisch erfolgreiches Leben. Gleichzeitig intelligent und empathielos, schillernd und bedauernswert,  bringt er einen zum Lachen – falls einem dieses nicht im Hals stecken bleibt. Hader eben. Und wenn man sich dabei an die eine oder andere lebende Person im eigenen Umfeld erinnert fühlt, dann treffen diese klugen, feinst geschliffenen Schmähs ganz besonders tief.

Doch das Arge wird gemildert durch Haders Freund, den „Rudl“. Spätestens dann, wenn die klare Innenbeschau der menschlichen Abgründe fast nicht mehr auszuhalten ist, dann kommt der Rudl ins Spiel, dann hilft das Abdriften ins Phantastische in diesem Programm besonders gut. Man wird es sich mindestens zwei Mal ansehen wollen, damit man alles mitbekommt, was da in großer Dichte zwischen und in den Zeilen transportiert wird. Dazu noch das grandiose Schauspiel von Josef Hader, es ist der pure Genuss.

HADER ON ICE (c) lukasbeck.com

„Immer is irgendwas. Entweder die Fiaß schlafen mir ein. Oder sie jucken. Dann krieg i wieder ka Luft, wenn i schneller geh. Oder i hab an Schweißausbruch. Dann friert mich wieder. Das Essen schmeckt mir nimmer, der Sex ist fad, die Hosen sind z’eng. Was is das bitte? – Des muss alles dieser Klimawandel sein, oder? Temperaturen hat’s im Sommer wie in den Tropen! Dadurch gibt’s auf einmal diese riesigen Insekten! Die hat’s doch früher net geb’n! Wenn die dich stechen, kriegst einen Dippel, der geht monatelang net weg! Wahrscheinlich san die alle gentechnisch verändert. Und die Pflanzen! Die werd’n jetzt auch schon deppert. Die spinnen, die Pflanzen! Die wachsen jetzt alles zua! Seit i nimmer aus’n Haus geh. Meine Theorie is, die Pflanzen woll’n die Herrschaft über den Planeten zurück. Die sind alle miteinander unterirdisch verbunden über ihre Wurzeln. Weltweit! Die Pflanzen hab’n einen geheimen Plan. Sie wollen die totale Zerstörung der abendländischen Kultur und des österreichischen Volks-Rock’n’ Roll. Das soll alles ersetzt werden durch äh Photosynthese.“ (Pressetext)

Fazit: Das Warten hat sich gelohnt. Schmerzhaft wahrhaftig, der neue HADER ON ICE.
„Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)

HADER ON ICE, nach der Pause © www.lukasbeck.com

HADER ON ICE

Josef Hader

Regie: Petra Dobetsberger

Hier eine Liste der noch nicht ausverkauften Termine in Österreich laut website von Josef Hader www.hader.at:
(Ab November 2021 tourt Hader dann in Deutschland; für die Schweiz gibt es derzeit keine Termine,)

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