Reisetbauer, ein Portrait

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Reisetbauers Edelbrände

Eine herbstliche Landpartie zu Österreichs Meisterbrenner

»Wir brennen heuer durch!«

Axberg. Kam man in den vergangenen Wochen mit Hans Reisetbauer ins Gespräch, dann eröffnet er dieses gerne mit dem lakonischen Aperçu. Wobei nicht eine Fluchtbewegung gemeint war, wenn sich der Besucher nach der heurigen Obsternte erkundigte, sondern sehr viel Arbeit. Denn die Ernte von 2018 zeichnet sich durch außergewöhnliche Erträge aus. Erträge, die dazu führten, dass den Reisetbauer’schen Brennblasen bis Ende November keine nennenswerte Pause gegönnt wurde. Sie brannten durch, die beiden Reisetbauers: Hans und Hansi.

 

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Hans Reisetbauer beim Interview in Axberg, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at

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Mit Hansi Reisetbauer beim Verkosten der edlen Brände, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at

 

»Wir bekommen heuer von allen Obstsorten unglaublich hohe Qualitäten, von der Marille über die Williamsbirnen, von den Äpfeln bis zu den Elsbeeren. Wir haben uns daher entschlossen haben, in diesem Jahr jede Edelbrandsorte, die wir im Portfolio haben, herzustellen. Es ist ein unvorstellbares Obstjahr!«, erklärt der Senior im Gespräch mit kekinwien. Wer Hans Reisetbauer kennt, der weiß genau, dass derartige Ernteerträge für ihn als kompromisslosen Qualitätsfanatiker einen besonderen Auftrag und eine willkommene Herausforderung darstellen. Da gibt es für ihn und den Junior, der seit eineinhalb Jahren an der Seite des Vaters im Betrieb mitarbeitet, keine langen Ruhepausen solange nicht die letzte Birne destilliert, das Produkt verkostet und mit einem gemeinsamen Sanktus versehen wurde.

 

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Die Reisetbauers: bei der Kontrolle des Blue Gins, Bild (c) Christof Habres – kekinwien,at

 

Das Geschäft mit den heimischen Edelbränden

Führt man sich jedoch die Umsatzzahlen der Branche vor Augen, dann lässt sich ein leicht negativer Trend bei heimischen Edelbränden, Schnäpsen oder anderem Hochgeistigem erkennen. Die Umsatzzahlen gehen zurück. Zahlt es sich denn überhaupt noch aus auf diese urösterreichische Spirituosen zu setzen? Oder geht der Trend nicht eher zu heimischen wie internationalen Vodka-, Gin- oder Whiskysorten? Und wie sieht es des Weiteren mit neuen Vertriebskanälen aus – etwa in der boomenden Barszene?

Hans Reisetbauer, der im Jahr 1994 mit der Edelbrand-Produktion begonnen hat, hat den Verlauf natürlich hautnah mitverfolgt. »Bis 1996 ging es mit dem Absatz steil nach oben. Dann gab es bis zirka 2012 ein Auf und Ab auf gutem Niveau. Aber seit 2012 geht es eher bergab«, teilt er seine Erfahrungen. Seiner Meinung nach hat das mit fehlendem Durchhaltevermögen, Reduzierung der Vielfalt und dem Nachlassen bei der Qualität zu tun. »Es ist ja in Österreich schwierig und kompliziert auf hohe Qualität zu setzen, weil das Gesetz, das unsere Branche und die Erzeugnisse regeln sollte, derart schwammig ist. Das bringt mit sich, dass bei den Produkten enorme Qualitätsunterschiede und ein Kategorisierungswirrwarr möglich sind«, erklärt Hansi Reisetbauer.

Sie selbst haben keine Umsatzrückgänge zu verbuchen. Die Edelbrände verzeichnen mit der Unterstützung durch den hauseigenen Blue Gin und den Whisky, der in diesem Herbst mit einer exklusiven neuen Verpackung in den Handel gekommen ist, im Gegenteil sogar Umsatzsteigerungen. Auch deswegen, weil die Reisetbauers einerseits mit enormem persönlichen Einsatz unterwegs sind (die zurückgelegten Jahreskilometer 2017 von Hans Reisetbauer lagen bei rund 70.000 Kilometern), zweifellos die besten Markenbotschafter ihrer Produkte sind, und sich andererseits neue Vertriebskanäle eröffnet haben.

 

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Ganz wunderbar: Reisetbauers Elsbeere, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at

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Reisetbauer Edelbrände – die Karotte: selbst in NYC legendär; Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at

 

Die Barszene und der Brand

Der Vertrieb fokussiert stark auf die heimische und internationale Barszene. »Jim Meehan, der Gründer von PDT in New York, hat mit unseren Bränden zuerst gearbeitet und für seine Bar auch Eigenabfüllungen bestellt. Sein Bloody Mary Twist mit ein paar Dashes unseres Karottenbrands ist bereits legendär«, berichtet Hans Reisetbauer von den Anfängen mit Edelbränden an der Bar. »Von der Goldenen Bar in München über Michi Kreuzers Frau Dietrich in Linz bis hin zu Sigi Schots Hammond Bar  – das sind für uns wichtige und renommierte Plätze für unsere Produkte«, ergänzt Hansi Reisetbauer.

Was sie jedoch bei ihren Besuchen heimischer wie auch internationaler Bars immer wieder bemerken, ist das Fehlen grundlegenden Wissens über das »Kulturgut Edelbrand« (Zitat Hans Reisetbauer): »Nirgendwo wird das Brennen so groß geschrieben wie in Österreich und vielen Beteiligten der jungen Generation in der Gastronomie – seien es Barkeeper oder auch Journalisten – sind die Hintergründe und Geschichte großteils unbekannt!«

Schnaps und Strategie

Daher haben die Reisetbauers beschlossen, nachdem sie in den vergangen Jahren das Marketing für den Blue Gin forciert haben, zukünftig ihre Gesamtpalette wieder in den Mittelpunkt zu stellen. »Wir haben vor, im kommenden Jahr beim Bar Convent Berlin alle Produkte zu präsentieren«, verspricht Hansi Reisetbauer. »Wir planen eine großzügige Präsentation der gesamten Produktpalette und werden nicht mehr nur den Gin in den Vordergrund stellen, wie in den Jahren zuvor.«  Außerdem werden sie weiter in Schulungen intensivieren, wie dies im Zuge einer Masterclass im neuen Cocktailsalon des Kleinods im heurigen November geschehen ist, um den Schnaps nachhaltig in den Bars zu platzieren. »Es funktioniert sehr gut über das Storytelling, wenn man unseren Zugang und unsere Konzeption kennt. Abseits von Cocktailrezepturen trachten wir danach, dass die Brände in formvollendeten Gläsern pur getrunken werden«, skizziert der Junior weitere Vorgehensweisen. Denn nichts stört ihn mehr, wenn sein Schnaps achtlos in unpassenden, teilweise hässlichen Gläsern serviert wird. Diese Missachtung bedient nicht nur das althergebrachte Klischee der »Schnapsdrossel«, sondern widerspricht auch eindeutig der Qualität der Brände und dem meist stattlichen Einkaufspreis.

Ein beeindruckender und spannender Ausflug zu den Reisetbauers, der jedoch auch nachdrücklich aufgezeigt hat, wie viel Energie, Aufwand und persönlicher Einsatz dahinter steckt, um auf höchstem Niveau sowohl national wie auch international mit den Edelbränden, dem Gin und dem Whisky reüssieren zu können. Aber das Reisetbauer’sche »blood, sweat & tears-Moment« schmeckt man dann eben auch in den einzigartigen Produkten.

 

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Elsbeerbäume: Ausgangspunkt für einen spektakulären Schnaps, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at

 

Reisetbauer

Edelbrände | Blue Gin | Whisky | Axberg Vodka

Web: www.reisetbauer.at
Die Produkte sind im gut sortierten Fachhandel erhältlich.
Der »Blue Gin« und »Axberg Vodka« werden über Kattus vertrieben.
(Beitragsbild: in Axberg bei den Reistbauers, Bild (c) Christof Habres – kekinwien.at)

 

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