Immer aufs neue kontrastieren sich kleine Quantitäten von leuchtendem Rot auf Türkis – meist der Wandfarbe der kleinen Häuser und Läden in einer Straße von Le Havre.
Gut so.
Filmbilder, gebaut aus Farben, hellen Blau-Grau-Grün Schattierungen.
Die Jacke der Hauptfigur Marcel Marx hat die selbe Farbe wie das Fell von Leika, die von Leika gespielt wird.
Wir treffen viele bekannte Kaurismäki Schauspieler wieder.
Gelb akzentuiert ist das Andere, Junge, Neue, …die Hoffnung.
Gelb ist eines der zwei Ausgehkleider von Arletty, Marcel Marxs kranker Frau.
Gelb ist das elegante Hemd seines asiatischen Schuhputzerkollegen.
Gelb ist das Sweetshirt von Idrissa, dem afrikanischen Flüchtlingsjungen, dem in dieser Geschichte geholfen wird.
Der Kommissar trägt schwarz, man denkt bis an die Unterwäsche (was man aber nicht erfährt).
Seine Seele?
Später steigt er aus seinem weißen Auto…
Kaurismäkis Welt spielt in einem 50er Jahre Ambiente der einfachen Leute.
Dabei sind die Fernsehberichte von afrikanischen Flüchtlingen von heute zu sehen.
“Es ist dasselbe wie in den 50er Jahren” sagt jemand.
Also ist die Zeit doch vergangen.
Und der Böse hat ein Handy!
Kein Detail ist unbedacht – die Alltagsgegenstände aus den 50ern, die Ananas, Eier,…
Die Kamera schaut den Menschen ins Gesicht, diese sehen einander an.
Die Dialoge sind wie für eine Sprachschule entwickelt.
Durch diese Künstlichkeit gewinnt jeder Satz eine Eindringlichkeit, der keiner entkommt.
Die Figuren nicht und wir nicht.
Märchenhafte Realität.
Nachdrückliche Empfehlung!
Im Stadtkino findet man sich, wenn das Licht angeht, in einer Kaurismäkieinstellung.
Hier könnte sein nächster Film beginnen, in einer Zeitoase zwischen Bundy und Bundy.
Ein Film für alle, die Schönheit abseits von Friseur- und Designläden sehen, die Filme wie ein Stück Theater lieben.
Le Havre
2011, Finnland/Frankreich/Deutschland, 93 min
Regie und Drehbuch: Aki Kaurismäki
Darsteller: André Wilms, Kati Outinen, Blondin Miguel, …
spielt im Moment in folgenden Wiener Kinos
offiziell freigegeben ab 6 Jahren – Kaurismäki mit 6 Jahren ? Wohl eher nicht.
