Warnung: dies ist kein Buch zum Querlesen und noch viel weniger etwas für Zwischendurch, aber am allerwenigsten eine Schnellektüre für’s Stille Örtchen.
Das ist richtig harter Lesestoff, für den man sich Zeit nehmen darf.
Alles, was in diesem Buch steht, ist wahr; so wahr, dass es manchmal schmerzt, aber weglegen wird man „Das Ende der Liebe“ deshalb nicht.
Der Autor: Sven Hillenkamp, seines Zeichens Philosoph, „geboren 1971, Kindheit in Bonn, Paris und Genf, Studium der Politik, Soziologie und Geschichte, der Philosophie und Islamwissenschaft in Bonn und Berlin. War Redakteur bei der »Zeit« und lebt jetzt als freier Autor in Berlin und Stockholm.“ (Verlag Klett-Cotta) Beziehungsstatus: unbekannt.
Zum Inhalt: der Titel „Das Ende der Liebe. Gefühle im Zeitalter unendlicher Freiheit“ gibt ziemlich genau an, worum es geht, nämlich die Liebesgefühle im Heute.
Die Kommunikationsmöglichkeiten der Jetztzeit bieten jedem die Möglichkeit auf einen unendlichen Pool von möglichen Partnern zuzugreifen. Die Traumfrau und Mister Right sind egal wann, egal wo erreichbar, verführbar, eroberbar. Virtuell. Und letztlich scheinbar. Die Jagd nach dem noch besseren Partner, nach der perfekten Beziehung führt zu Beziehungslosigkeit und Bindungsunfähigkeit. In der Beziehung wird zu vor der Beziehung. Singlesein auch. Das jetzige Glück wird am möglichen zukünftigen gemessen – und nicht mehr ernsthaft gelebt.
Eine Bankrotterklärung der Liebe. Und der Glücksfähigkeit.
Keine Exitszenarien.
Kaum Hoffnung.
Warum sollte man sich das antun?
Entlarvend, erkenntnisreich, klug, kurzweilig hält Hillenkamp einer ganzen Generation den Spiegel vor, und wenn man gerade will oder kann, lässt man es zu und wird erkenntnisreicher und klüger.
Deshalb sollte man.
Noch nie zuvor habe ich meine Generation (und alle nahe um sie herum), wenn es um das Thema Liebe und daran geknüpfte Gefühlsregungen geht, vor meinem geistigen Auge so klar erfasst gesehen. Ich bin erschrocken, ob der Tatsachen, die in diesem Buch beschrieben sind.
Und trotzdem: mein Glaube an die Weiterentwicklung jedes Phänomens, so auch an das der Liebe, ist ungebrochen.
Um zum Nachdenken angeregt zu werden, ist „Das Ende der Liebe“ perfekt geeignet. Und so schnell wird es mit dem Nachdenken dann auch nicht wieder vobei sein, denn Hillenkamps Sätze und Überlegungen brennen sich quasi in die Matrix ein. Seine Sprache ist elegant, schnörkel – und gnadenlos.
Ein großes Lesevergnügen (dennoch). Mein Buch mit den meisten Eselsohren.
„Das Ende der Liebe. Gefühle im Zeitalter unendlicher Freiheit“
Sven Hillenkamp
2010, 311 Seiten, 4. Auflage, Verlag Klett-Cotta
ISBN: 973-3-608-94608-6
erhältlich als Taschenbuch, e-book und in gebundener Ausgabe
gesehen um Euro 22,95.
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tanja
danke, das klingt sehr spannend!
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