UPDATE Mai 2018
Das Zum Wohl hat einen neuen Pächter und natürlich auch eine neue Karte und Öffnungszeiten!
Aber die verträgliche Küchenlinie bleibt.
UPDATE Jänner 2017
Gute Nachrichten! Am 1. Februar 2017 soll das Gasthaus Zum Wohl wieder eröffnen!
UPDATE Oktober 2016.
Wie man der Kronen Zeitung entnehmen darf, wird das Lokal mit Monatsende schließen. „Schikanen durch die Behörden“ seien der Grund. Sehr, sehr schade.
Weglassen kann sexy sein!
Im Gasthaus Zum Wohl in der Stumpergasse 61 wird 100 % gluten- und laktosefrei gekocht. Dafür ist insgesamt ganz schön viel Geschmack drin.
Allergien und Intoleranzen bei Lebensmitteln nehmen zu. Das Lebendgewicht vieler Menschen auch. Und seit „fit“ das neue „schlank“ ist, lassen manche vieles weg, obwohl sie gar nicht müssen. Davor sein eindringlich gewarnt: Gluten und Laktose sind nicht das absolute Böse! Menschen mit schwierigen Ernährungsbedürfnissen gegenüber intolerant zu sein, ist es allerdings schon – böse.
„Essen und essen lassen!“, sage ich immer.
Dass „Gesundheit“ und „Genuss“ vereinbar sind, exerziert das Gasthaus Zum Wohl vor. Die Betreiber Christina und Albert Schmidbauer sind sowohl Betroffene, als auch Gesundheitsexperten und haben sich mit ihrem ersten Gasthaus eigene Herzenswünsche erfüllt: „Wir wollten eine Art Sammelsurium aus allem machen, was wir immer gern gehabt hätten. Deshalb haben wir zum Beispiel an jedem Tag des Jahres von 8.00 – 24.00 Uhr geöffnet.“ Da hat jemand etwas verstanden: ein Gasthaus ist kein Wirtshaus, es dient dem Gast … Menschen wollen von ihrem Stammlokal Beständigkeit und Verfügbarkeit. Und auch am Sonntagabend mit Kind und Kegel essen gehen können.
„Wir arbeiten mit kleinen regionalen Produzenten und Lieferanten eng zusammen. Ab Herbst werden wir zum Beispiel jede Woche ein ganzes Labonca Schwein verarbeiten. Der Stör auf den Blinis ist vom Grüll in Grödig, dem Kaviarproduzenten. Unser Kaffee ist eine private Röstung von Alt Wien Kaffee, bio und fairtrade. Das Gusswerk hat für uns ein glutenfreies Bier entwickelt (sehr gut!), der Radler ist in Arbeit. Ein kleines Start-Up liefert die völlig neuartige Chlorella-Limonade Helga (Euro 3,70 für 0,25l) und wir schenken ausschließlich die histaminarmen Bio-Weine von Weingut Hareter (ab Euro 3,80 pro Achterl) aus.“
Wen wundert’s, dass hier Nährstoffgehalt und Verträglichkeit berücksichtigt werden, denn Albert Schmidbauer ist seit Jahren im Mikronährestoffbusiness.
Zum Wohl mit Beuschel, Eiernockerl und Gulasch
Nimmt man dieser Tage im hübschen Gastgarten Platz und weiß nichts von den gesunden Hintergründen, findet man sich an einem Ort mit verführerischen Essensdüften vom Nebentisch und insgesamt entspannter, fröhlicher Atmosphäre wieder.
„Wie wollen in keine Schublade.“, sagt Schmidbauer im Interview, „Wir erheben unsere Art mit Lebensmitteln umzugehen nicht zur Religion, wir sehen das komplett unhysterisch. Es geht um Genuss und Qualität.“ Man glaubt es ihm. Seine Frau schwirrt vorbei, die Tochter düst im Schulschlusskleidchen auf dem Roller durch’s Lokal. Die zwei Kleineren müssen gleich abgeholt werden. Irgendwie idyllisch: ein gutes Gasthaus darf auch den Wirten zum Wohl gereichen.
Wir aßen uns quer durch die Karte. Ich hatte tatkräftige Unterstützung von einem Diabetiker, einem Biofan der ersten Stunde, einer Vegetarierin, einem Glutenunverträglichen und einem ausgesprochenen Fleischliebhaber. Insgesamt kamen die Vorspeisen großartig an, die Hauptgerichte sehr gut und bei den Desserts herrschte der Konsens, dass da zu viel Zucker im Spiel ist (Details ganz unten). Die Portionen kamen allen groß vor und die Preise im Verhältnis zueinander unausgewogen. Geschirr und Glaskultur gefiel einhellig sehr. Viele Tester, viele Meinungen. Ich war sehr zufrieden und sehe beim 24-jährigen Küchenchef Patrick Lechner noch allerhand Potential.
Sehr schön ist es übrigens auch hier, nicht nur gesund: Bodenfliesen aus Berlin, Upcyclingprodukte von gabarage, eine Lounge mit den richtigen Zeitschriften im Ständer, die Kunst an den Wänden kommt teilweise von Albert Schmidbauer selbst und kann sich sehen lassen. Wann schläft der eigentlich?
Das Gasthaus Zum Wohl trägt seinen Namen zurecht.
Hier tummeln sich Familien, Paare, Geschäftsessende aus aller Herren Länder. Die Tische drehen sich und alle wirken zufrieden. Das Gasthaus ist seit sechs Wochen offen, die Kaffeemaschine wird noch vollends beherrscht werden und das Service hatte bei unserem Besuch nicht den besten Tag. Aber die Schmidbauers haben zwei Jahre an ihrem Gasthaus geplant und gefeilt, da werden die Kinderkrankheiten bald Geschichte sein. Im Herbst eröffnen die Fleissigen ein paar Hausnummern weiter eine glutenfreie Pizzera: Alla Salute!
Fazit: Ein ausgesprochen schönes, gemütliches Wiener Gasthaus, bei dem viele wohl gar nicht wissen, wie verträglich der Genuss ist.
Gasthaus zum Wohl
Stumpergasse 61,1060 Wien
Tel.: +43 1 595 31 66
E-mail: stumpergasse@zumwohl-gastro.com
web: www.zumwohl-gastro.com
Online reservieren geht hier!
Öffnungszeiten: täglich 8.00 – 24.00 Uhr
Mittagsmenü, Frühstückskarte, Lounge, Extrazimmer, Gastgarten für 50 Personen, Nichtraucherlokal mit 68 Plätzen
Inhaber: Christina und Albert Schmidbauer
Küchenchef: Patrick Lechner
Interieur: id-werkstatt
Zum Wohl Bistro & Take Away
Schottenfeldgasse 22, 1070 Wien
Tel.: +43 1 595 31 31 1001
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7.30 – 18.00 Uhr
Wir hatten (von der regulären Karte):
- Salat vom Sommerkürbis mit karamellisierten Birnen und eingelegten Radieschen (Euro 7,30): gut an heißen Tagen, aber zurück hinter Salaten vom punks zum Beispiel – mehr Wildkräuter wären fein.
- Zum Wohl Blinis mit luftgetrocknetem Labonca-Edelschopf und geräuchertem Stör aus dem Hause Grüll (Euro 12,40): die Blinis hervorragend, das Schwein wunderbar. Die Kombination vom bissfestem Stör mit den Blinis hat mich besonders begeistert. Das alles gemeinsam auf einem Teller ist mutig: In diese Richtung sollte man weiter gehen!
- Gurkenkaltschale (Euro 4,80): intensiv, erfrischend, passt.
- Zum Wohl Eiernockerl mit grünem Salat (Euro 9,50): eine nennenswerte Portion, die auch geschmacklich Anklang fand. Zum Salat kommt ein Körbchen mit gesunden Ölen, sehr gut.
- Rindsgulasch mit Gebäck (normal Euro 11,80 und klein Euro): sehr gut und sicher Kandidat für die Top Ten Liste – Ringsgulasch in Wien. Das Gebäck sieht konventionell aus und schmeckt so gut wie das glutenfrei eben geht. Super auch die Sacherwürstl mit Gulaschsaft und Gebäck (Euro 7,90).
- Fusilli mit Basilikumpesto und Kirschtomaten (Euro 9,00): das Pesto war außergewöhnlich gut, hätte aber mehr öl, Pinienkerne, Fett vertragen; glutenfreie Pasta ist ein schwieriges Feld!
- Erdbeer-Panna Cotta mit Rharbarberkompott (Euro 6,80): der Rhabarber erschlägt alles, das geht sich nicht aus für die Erdbeeren im Panna Cotta; kann man auslassen.
- Sorbetvariationen (Euro 8,00): wird spektakulär als Turm aus Glas und Eis serviert. Es gab Mango, Himbeer und Johannisbeere. Besonders bei diesem wäre weniger Zucker mehr für alle gewesen, aber vermutlich sind wir da in der Minderheit.
- Mandel-Reispudding mit Beerenragout (Euro 6,50): das einzige Gericht, wo es einem quasi die Birkenstockschlapfen anzieht. Sieht super aus, hält aber sein Versprechen nicht, wohl weil es sich zwischen Milchreis und Pudding in der Konsistenz nicht entscheiden kann.
- Ziegenkäse-Espuma mit Walnusscreme-Datteln (Euro 7,20):
Appalus, Applaus! Der Ziegenkäse bietet mit seiner frischen Luftigkeit einen tollen Kontrast zur dichten Süße der gefüllten Datteln. Hier stimmt alles, perfekt.
(Ein Großteil der Fotos zu diesem Artikel sind von Selma Logar. Kekes Dankeschön!)