ANGRY YOUNG MEN (c) Gerhard Breitwieser

Wir waren bei der Uraufführung von ANGRY YOUNG MEN im Theater Hamakom im Nestroyhof.
Männer haben’s auch nicht leicht heute, aber wir hatten einen tollen Abend!

ANGRY YOUNG MEN (c) Martrin Ojster

ANGRY YOUNG MEN (c) Martrin Ojster

Es scheint besonders in unseren Zeiten herausfordernd ein Mann zu sein. Wo gibt es geeignete Vorbilder? Von den unterschiedlichsten Erwartungshaltungen anderer und der eigenen Orientierungslosigkeit gequält, kann man(n) schon wehleidig werden – oder aggressiv.

Angry Young Men verhandelt das angekratzte Selbstbild der Männer unserer Generation.

Das geht von banal, wenn Butter und die Zubereitungsarten von Dürum abgehandelt werden, über Stereotypen, bis hin zu so berührenden Momenten, dass es weh tut.

Multimedial und vom Schlagzeug von Andreas Dauböck großartig unterstützt machen fünf junge Männer das Publikum zum Zeugen ihrer Überlegungen über eh alles: Butter, die Brüste in Baywatch, Batterien. Es sind typisch männliche Monologe und Dialoge, die man als Frau schon öft gehört hat, besonders in Männerrunden, die vergessen haben, dass eine Frau anwesend ist.

 

ANGRY YOUNG MEN (c) Martrin Ojster

ANGRY YOUNG MEN (c) Martrin Ojster

Das Selbstbild wird einem vermeintlich allgemeinen Männerbild zur Prüfung übergeben, man(n) vergleicht sich fortwährend und will dazugehören. Als Frau erkennt man in den fünf Figuren den einen oder anderen Mann aus dem eigenen, echten Leben wieder. Vielleicht nicht, wenn es um Frauanfeindlichkeit, Homophobie, Kämpfen und Töten geht, aber schon wenn die Seele ganz offen liegt. In Sätzen wie: “Angst ist meine herausragendste Eigenschaft!“ oder „Ich wollte immer wissen, wie es ist ein Held zu sein!“ vermischen sich Kunst und Leben.

Einsame Männer werden zu angry young men.

Und spätestens dann, wenn im letzten Drittel echte Männer aufstehen, kriegt man Gänsehaut. Zitate von Holger Meins (RAF), Andres Behring Breivik, Joseph Göbbels und Mohamed Mohamed el-Amir Awad el-Sayed Atta (911) sind geschickt verwoben. Spätestens dann flüchtet man solidarisch mit den Männern ins Videospiel. In diesem Fall ist es Supermario. Der Erkenntnis „Es geht immer um die Prinzessin!“ ist nichts hinzuzufügen.

Das Stück fesselt in jeder Minute.
Körperlich anstrengend und textlich fordernd ist es sicher für die Darsteller des aktionstheaters ensemble, die in jeder Hinsicht eine starke Leistung abliefern. Als Zuseher kann man sich zurücklehnen, amüsieren, konsumieren. Aber wenn man sich einlässt, blickt man tiefer, lernt, schaut kritisch auf unsere Gesellschaft und kapiert, wie einsam und allein gelassen ein Mann sein kann.

Dringende Empfehlung!

ANGRY YOUNG MEN (c) Gerhard Breitwieser

ANGRY YOUNG MEN (c) Gerhard Breitwieser


ANGRY YOUNG MEN

3. Teil der Trilogie „Riot Dancer“ von Martin Gruber
(1. Teil „Werktagsrevolution“, 2. Teil „Pension Europa“, 4. Teil „Roit Dancer“)

Theater Nestroyhof / HAMAKOM
Nestroyplatz 1, 1020 Wien
Tel.: 0043 1 890 88 36
E-mail: contact@hamaok.at
web: www.hamakom.at

Die Uraufführung war am 11. März 2015.
Weitere Vorstellungen finden am 14., 15. und 16. Mai 2015 jeweils um 20.00 Uhr statt.
Karten: 0043 1 89 00 314 und www.hamakom.at
weitere Infos: www.aktionstheater.at

Regie, Buch: Martin Gruber
Text: aktionstheater ensemble, Wolfgang Mörth
Dramaturgie: Martin Ojster
Musik: Andreas Dauböck
Regieassistenz: Annina Weiss
Darsteller: Andreas Dauböck, Robert Finster, Wolfgang Fahrner, Andreas Jähnert, Alexander Meile, Philipp Stix.

Danach empfiehlt sich ein Besuch im der Hammond Bar oder im Ansari.

rating_35sterne

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