Jeder Mensch begegnet einmal dem Menschen seines Lebens, aber nur wenige erkennen ihn rechtzeitig.
(Gina Kaus)
Wien in den 1920ern.
Renate Ebenstein, eine Frau in den besten Jahren, Mutter zweier erwachsener Kinder, verwitwet, vermögend, nennt eine Villa mit ausreichend Personal ihr Eigen. Es lebt sich gut in Hietzing. Auch über einen Mangel an Verehrern kann die gnädige Frau nicht klagen: Da wäre Dr. Lennert, ein mittelloser Spitalsarzt aus Wien, mit dem sie seit Jahren ein Pantscherl pflegt. Weiters der alte Stasny, ganz Mann von Welt, der sich um ihr Vermögen kümmert, und des Längeren schon um sie buhlt.
Und zu guter Letzt der blutjunge Freund des Sohnes, der ihr schlicht den Kopf verdreht hat. Renate will und kann sich nicht entscheiden und lässt den Dingen ihren Lauf. Wenn da nicht die Zeiten wären, die zusehends härter werden. Das Vermögen schmilzt rapide und die aufkeimenden Geldsorgen zwingen sie zu Entscheidungen, die ihr Leben verändern werden …
‚Die Front des Lebens‘ erschien ursprünglich 1928 als Fortsetzungsroman in der Wiener Arbeiterzeitung und wurde 2014 erstmals in gebundener Form vom Metroverlag aufgelegt – die Wiederentdeckung einer großartigen, fast vergessenen Wiener Literatin.
Das Buch wirft einen wunderbaren Blick auf die Welt der Zwanziger Jahre in Wien, und das aus weiblicher Perspektive. Es wirft einen Blick auf die Wiener Gesellschaft in der ersten Republik, die Auswirkungen des Krieges, den gesellschaftlichen Wandel, und die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise. Es geizt dabei nicht mit zwischenmenschlicher Charakterstudie. Man wird Zeuge der aufkeimenden Emanzipation und der im Wandel begriffenen Rollenbilder und Beziehungsmodelle.
Eine Milieustudie im besten Sinn. Realitätsnah und gar nicht trivial. Genial!
Gina Kaus
(1893-1985)
geboren als Regina Wiener
1920 Heirat mit dem Literaten und Psychologen Otto Kaus
Anfang der 1920er Jahre vorwiegend kleine Prosa und Kurzgeschichten, die in diversen Zeitungen erschienen
1928 erster Roman ‚Die Verliebten‘
1928 ‚Die Fronten des Lebens‘ erschienen in der Wiener Arbeiterzeitung
1933 fielen ihre Bücher der Bücherverbrennung zum Opfer
Herausgeberin: Zeitung für Mütter (Schwangerschaft, Muttersein, Erziehungsfragen)
initierte die 1. Beratungsstelle für Frauen
1939 emigriert in die USA
arbeitet dort als Drehbuchautorin
mehr zur Biografie hier
Die Front des Lebens
Veronika Hofeneder (Herausgeberin, Nachwort)
Vorwort von Marlene Streeruwitz
gebundene Ausgabe: 380 Seiten
Verlag: Metroverlag (Sept 2014)
ISBN-10: 3993001826
ISBN-13: 978-3993001827
mehr von Gina Kaus:
Die Schwestern Kleh
Ein Kindermädchen lässt das unterschiedliche Leben ihrer Zöglinge, der Schwestern Kleh, Revue passieren.
gebundene Ausgabe: 350 Seiten
Verlag: edition fünf; Auflage: 1. Aufl. (28. August 2013)
ISBN-10: 3942374366
ISBN-13: 978-3942374361
Heute wie gestern
Kleine Prosa: Gebrochene Herzen – Moderne Frauen – Mutige Kinder.
Gebundene Ausgabe: 325 Seiten
Verlag: Olms, Georg; Auflage: 1., 2013 (Oktober 2013)
ISBN-10: 3487085333
ISBN-13: 978-3487085333