Wienerischer geht nicht: ein Kaffeehaus, das Jonas Reindl heißt!
Als mir jemand vor fast dreißig Jahren diese Ortsbezeichnung zurief, habe ich einfach nur blöd geschaut.
Liebevoll und ‚gfernzt‘ zugleich nennt man in unserer Stadt den durchaus topfförmigen Straßenbahnknotenpunkt am Schottenring, Gedenktafel für Franz Jonas inklusive.
Das brandneue, wunderbare Café und Deli Jonas Reindl befindet sich in Sichtweite vom Namenspatron in der Währingerstraße 2 – 4 im 9. Bezirk.
Sein seit 31. Oktober 2014 geöffnete Lokal so zu taufen, war eine goldrichtige Entscheidung, zu der man dem jungen Eigentümer Philip Feyer nur gratulieren kann.
Feyer ist der Sprössling des Wiener Gastronomen und Eventmangers Michael Feyer – der Vater erfand und betrieb das legendäre Ma Pitom, eines meiner ersten Lieblingslokale in Wien, aber das ist eine andere Geschichte …
Chic ist es geworden, das Jonas Reindl.
Einer dieser Glücksfälle: Hereinkommen und Wohlfühlen sind eins.
Für die innenarchitektonische Gestaltung zeichnet der Hausherr persönlich verantwortlich: Glühbirnen aus den Staaten, die drei Lampen über der Theke sind über 100 Jahre alt, Lounge Chairs aus den 1950er Jahren mit Originallederbezug (!) – fast blutet mir das Herz, wenn ich denke, was dem alles passieren könnte -, die anderen Sitzgelegenheiten großteils von ROWAC, alles liebevoll im Laufe von Jahren gesammelt, Industrial Design vom Feinsten – erinnert mich unweigerlich an die Sitzgruppe im Cafe Menta und eine Ausstellung im MAK damals.
Habe ich schon gesagt, dass Philip auch Barista ist? Und ein freundlicher, angenehmer Wirt?
Ein Mann mit vielen Talenten: „Die Gegenstände hier erfüllen ihren Zweck, das finde ich schön, auch wenn’s Vintage ist.“
Hier wird mit geballter Kompetenz und viel Herzblut gearbeitet, das finde ich schön.
Zur Stärkung gibt’s allerlei gefüllte Bagels, die mit den geschmacklosen Machwerken des Vorgängerlokals rein gar nichts zu tun haben:
das Gebäckstück ist kein aufgeblasenes Semmerl mit Loch, sondern schmeckt richtig gut, die Füllungen reichen von klassisch amerikanisch bis vegetarisch. Zubereitet wird alles ad hoc frisch aus biologischen Zutaten (Euro 4,90).
Für Weißbrotverweigerer gibt’s Schwarzbrot, geschmiert: nennenswerte Portion, krosse Kruste. Sieht gut aus und schmeckt auch so (Euro 2,90).
Das Angebot an warmen Speisen soll ausgebaut werden, derzeit gibt’s immer Tagssuppe, manchmal ist sie vegan (Euro 4,50).
Dass Vegetarier und Veganer hier nie durch die Finger schauen werden, hat auch mit der Achtsamkeit des Besitzers zu tun, dem Nachhaltigkeit sehr wichtig ist.
Dass alle Sügigkeiten hausgemacht sind, versteht sich da von selbst.
Beim zentralen Genussmittel des JR, dem Kaffee gibt es eine schöne Kooperation mit Nikolaus Hartmann, dem passionierten Mikroröster von Kaffee Süssmund.
Steht er an der Brew Bar oder kümmert sich gerade um die Anfertigung eines Cold Brew, sollte man die Gelegenheit nützen und ihn nach Filterkaffee, der Kooperation mit Kleinbauern oder der Herkunft seines Kaffees fragen: der Mann ist ein Lexikon. Und ein leidenschaftlicher Experte.
Über ihn wird hier demnächst mehr zu lesen sein.
Wer keinen Kaffee mag, kann sich an Alkoholfreiem, Wein, allerlei Craft Biere, das Bio Zwickl oder das offene Freistädter Bier halten – da lacht mein Oberösterreicherherz natürlich. Auch hier ist das Sortiment dynamisch und nach einer mehrwöchigen Soft Opening Phase sind Verkostungen mit Bier Sommeliers geplant.
Nun, das wird uns öfter sehen, das Jonas Reindl …
JONAS REINDL
Café, Deli
Währingerstraße 2 – 4, 1090 Wien
E-mail: office@jonasreindl.at
web: www.jonasreindl.at
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7.30 – 22.00 Uhr und Sa 10.00 – 22.00 Uhr
Brew Bar, Treuekarte 7+1, Selbstbedienung, rund 40 Sitzplätze, Take Away, open WLAN – viele Steckdosen unter der Langbank, Nichtraucherlokal, Schanigarten (14 Plätze), nennenswertes Angebot an Zeitungen und Zeitschriften.
Kaffeeafficionados können Gerätschaften zur Herstellung von Espresso und Filterkaffee vor Ort erwerben – exzellente Beratung inklusive!
Die Kunst an den Wänden wechselt monatlich und ist auch zu haben: die Drucke zu Breaking Bad und Co aus der momentanen Ausstellung kosten Euro 15,00.