Der Bestsellerautor Edmund de Waal ist ursprünglich und immer noch ein weltweit anerkannter Keramikkünstler.
Seine Arbeiten werden diesen Sommer im Theseustempel erstmals in Österreich ausgestellt:
die Installation Lichtzwang ist seit 30. April 2014 zu sehen.
Auch spannend, wenn einem ein Buch wie Der Hase mit den Bernsteinaugen quasi nebenbei gelingt …
Man sollte keine Gelegenheit auslassen, De Waal zu lesen, zu sehen und ihm zuzuhören: ein amüsanter und feinsinniger Mensch.
Über seine Objekte für die Dependance des Kunsthistorischen Museums im Theseustempel erfährt man so zum Beispiel, dass er Hunderte Objekte angefertigt und wieder verworfen hat, um die letztlich gezeigte Auswahl zu erstellen: zwei locker befüllte Vitrinen schweben an der Hinterwand des Tempels.
Die in allen Schattierungen von Weiß gehaltenen Objekte sind so arrangiert, als wären sie eine Partitur für ein Musikstück.
Schließlich ist für den Künstler alles Musik.
Den Raum, den die Keramiken umschließen, sieht er als deren Atemluft. Und ohne Atmung, deren Rhythmus und Pausen, gäbe es ja auch keine Musik, findet De Waal.
Ein schönes Bild, eine berückende Interpretation.
Und ein würdiger Ansatz, um Porzellan vom Kunsthandwerk dauerhaft zu Kunst zu distanzieren.
Der 1964 geborene Edmund de Waal liebt die Farbe Weiß und so wundert es nicht, dass sein Limoges Porzellan ausschließlich Weiß trägt, hier und da um einen zarten Silberstreifen ergänzt.
Zart, das ist das richtige Wort, schlicht, filigran, im dramatischen Gegensatz zu den stämmigen Säulen des Tempels, dem Wechsel des Tageslichtes ausgesetzt und dadurch in allen Farben leuchtend trotz matter Glasur.
Poetisch.
Berührend, auch weil man daran denkt, dass einen Steinwurf entfernt am Schottenring das Palais Ephrussi steht, aus dem De Waals Familie in der Nazi-Zeit vertrieben wurde. Die Begeisterung des Künstlers jetzt im Herzen Wiens ausstellen zu könne, ist nachvollziehbar.
Namensgebend für die Installation war das Gedicht „Lichtzwang“ von Paul Celan.
„Umso mehr Zeit man mit Gedichten verbringt, umso bewusster werden einem bestimmte Phrasen, Brüche und Pausen. Und bei Celan kommen noch diese besondere Gewalt und dieser Schmerz dazu, durch die er Wörter zu neuen Begriffen zusammenzwingt.“
Nach der siebenjährigen Arbeit am ersten Bestseller schreibt Edmund de Waal wieder an einem Buch.
Es geht um die Geschichte des Porzellans und um die der Farbe Weiß.
Um diese erzählen zu können, reist er gerade an alle Plätze, an denen seit mehr als Tausend Jahren Porzellan hergestellt wird: China, Meissen, Limoges, … ein wahrlich wunderbarer Beruf.
Edmund de Waal: Lichtzwang
Theseustempel im Volksgarten, im Rahmen von „Modern & Contemporary“ des Kunsthistorischen Museums
Die Installation ist seit 30. April und noch bis 5. Oktober 2014 zu sehen.
Öffnungszeiten: täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr
web: www.edmunddewaal.com und http://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/edmund-de-waal/
Der Eintritt ist frei.
keker Tipp:
Patrizia Kindl von www.wienguide.at bietet eine spezielle Führung zum Buch an.
Das nächste Mal schon am 9.5.2014, Info und Buchung hier.