Weihrauch in Räucherschale

Also bei uns war es immer so …

Zu Weihnachten werden die Traditionen hochgehalten.
Da werden Weihnachtsgänse, Karpfen, Würschtlsuppe und anderes Getier serviert, „engelsgleiche“ Weihnachtsgesänge von sich gegeben, tonnenweise Kekse gebacken und die Liebsten verhätschelt und beschenkt.
Man könnte Bücher mit Weihnachtsgeschichten und Traditionen füllen.
Bei mir zuhause heißt es seit jeher am Heiligen Abend, zu Silvester und zu Heiligen drei König:
„Gemma rauchn!“

Und damit ist nicht die Zigarette gemeint.
An diesen drei Rauhnächten wird das Räucherpfandl ausgepackt um die bösen Geister zu vertreiben. So will es eine uralte Tradition.

Mein Vater und ich sind im Hause P. die großen Räucherbeauftragten.
Da wird zuerst die Räucherkohle zum Glühen gebracht.
Wichtig! Mit dem Weihrauch nicht sparen, aber auch nicht zuviel davon, sonst gibt’s später Hustenkonzert statt Engelsstimmen um den Weihnachtsbaum.

Und mein Job bei der ganzen Sache?
Ich folge dem Räucherpfandl unauffällig mit Tannenzweig und Weihwasser. Nein, nicht um im Notfall das Feuer zu löschen.
Bevor es nun losgehen kann, stellt sich alljährlich die selbe Frage:
Wo ist bloß das Weihwasser versteckt?

Nachdem sich der Weihwasserkonsum bei uns in Grenzen hält, beginnt die alljährliche Suche danach. Meist werden wir fündig. Unbewusst lagern wir Weihwasser in Jahrgängen, fast wie Wein. In diversen Winkeln gut versteckt entdecken wir alle Jahre wieder die „Jahrgangsabfüllungen“- quasi Weihwasserraritäten.
Warum wir das mit dem Alter des Weihwassers wissen? Hier macht sich der Apothekerhaushalt bemerkbar. Wo sonst wird Weihwasser in medizinischen Braunglasflaschen plus Etikett und Abfülldatum gelagert. Es muss schließlich alles seine Ordnung haben.
Auch der Hinweis auf den Apothekenetiketten „zur äußerlichen Anwendung“ kann in Zeiten wie diesen, wo Weihwasser dann und wann bakteriell kontaminiert ist, durchaus hilfreich sein.

Räucherpfandl mit Räucherkohle und Weihrauch,Tannenzweig, Weihwasser – alles da!
Die Zweimannprozession durchs Haus kann beginnen. Früher einmal waren wir noch zu dritt, aber Ben, unserem Hund, fehlt aus Altersgründen die Motivation und so bleibt er der Prozession fern.
Kein Winkel wird ausgespart. Sicher ist sicher.
Man weiß ja nie, wo sich die bösen Geister verstecken.

Ja, es gibt viele Geschichten und Traditionen rund um Weihnachten.
Da wäre zum Beispiel noch die Sache mit der Kerze und dem ewigen Licht aus Bethlehem, die auf dem Weg nach Hause erlosch und kurzerhand mit dem Bicfeuerzeug wieder angezündet wurde.
Aber das ist eine andere Geschichte …

Räucherpfandl

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