Japanische Schriftzeichen zieren jetzt die Auslagenscheiben an der Ecke Rotensterngasse / Glockengasse im 2. Bezirk, es ist aber kein neuer
Sushi-Laden dort eingezogen.
Die coole Ästhetik mit Grafiken und Fotos lässt einen auf ein Kunstprojekt schließen, viel Text (Schrift in Deutsch und Englisch) an ein politisches Infobüro denken, und damit liegt man nicht falsch. Es ist ein brisantes Projekt des Künstlers Edgar Honetschläger,der derzeit die 15. Ausgabe der Wandzeitung rund um das Studio des Künstlerduos Steinbrener/Dempf gestaltet.
Der gebürtige Österreicher Honetschläger lebte von 1991-2011 vorwiegend in Japan und das Land lässt ihn nicht los. Er sieht es als seine Aufgabe, uns immer wieder aufs Neue hinzuweisen auf die Ursachen und Folgen der Dreifachkatastrophe 2013, bei uns nach dem Ort des Unglücks kurz ‘Fukushima’genannt. Die Japanische Regierung hat schon während des Unfalls die Bevölkerung falsch informiert, das hat sich auch zwei Jahre danach nicht geändert.
Wir Europäer haben die JapanerInnen damals dafür bewundert, dass keine Panik ausbrach. Aber tatsächlich ist ob der Vertuschungen und des Mangels an Tatsachen und Wahrheiten, die die Japanische Regierung und die Atomlobby verbreiten, massenhaftes zeigen einer starken Reaktion nur wünschenswert. Und wirklich versammelten sich Anfang Juni 60.000 Menschen in Tokio um für den Atomausstiegs zu protestieren. Für Japan eine gewaltige Aktion der Bevölkerung.
“In Japan wollte nach Hiroshima und Nagasaki niemand Atomkraft, aber die Siegermacht setzte sich durch. Japan spielt nur Demokratie. Der Nagel, der heraussteht, muss hineingeschlagen werden – wer aufmuckt, wird um einen Kopf kürzer gemacht.” sagt Honetschläger.
Japans BürgerInnen versuchten nach dem Erdbeben, Tsunami und Atom-Supergau wohl deshalb so schnell wie möglich zu ihrem alten Leben zurückzukehren. Aber atomare Verstrahlung verschwindet nicht mit dem Aufräumen wie nach einem Tsunami oder Erdbeben in einigen Jahren. Dekontaminierung ist eine Augenauswischerei, die unsichtbare Verwüstung und die Bedrohung an Krebs zu erkranken bleiben. Die japanischen Politiker machen den Menschen vor, dass sie bald wieder in die Todeszone zurückkehren können. Aber das Land rund um den Reaktor ist für Generationen verloren und Tokio nur 200 km entfernt.
Wenn die Proteste der Bevölkerung nicht erfolgreich sind, laufen bald alle japanischen Kernkraftwerke wieder, als wäre nichts geschehen, und es werden auch weiter tagtäglich Tonnen von schwer kontaminiertem Wasser in den Pazifik laufen. Wie konnte die ‘Firma Japan’, das hoch technisierte Inselreich, 4,5 mal so groß wie Österreich, in dem 135 Millionen Menschen leben, zwei Jahre ohne die Nutzung von Kernenergie funktionieren? Wird uns am Ende nur eingeredet, dass diese Energie heute unverzichtbar wäre.
“THE GREATEST WEAPON IS NOT A GUN, NOR IS IT A NUCLEAR BOMB. IT IS INFORMATION CONTROL.” lese ich in großen Lettern, wenn ich in die Rotensterngasse einbiege und erinnere mich an die Mahnung. Der Wahrheit in die Augen zu schauen, Zusammenhänge zu begreifen und sichtbar zu machen ist ein Bedürfnis, das so manche KünstlerIn antreibt. Hartnäckig und gekonnt gelingt es Honetschläger sein Publikum beim unangenehmen Thema nicht aus dem Kraut zu lassen. Das politische Medium der Wandzeitung ist für sein Anliegen gerade das Richtige. Ich empfehle den Weg Richtung Glockengasse/Rotensterngasse einzuschlagen und aktiv für den Atomausstieg einzutreten sowieso.
Wandzeitung #15
VERSUCHSKANINCHEN / GUINE PIGS
Edgar Honetschläger zu Fukushima
bis Ende Juni!
Ecke Glockengasse / Rothensterngasse, 1020 Wien
mischa reska
Ein erschütternder Bericht über ein japanisches Dorf das schwer radioaktiv belastet ist. Man versucht zu dekonterminieren – die Muttererde wird 20 cm tief abgetragen und vom ‚Rest‘ soll die Radioaktivität weggeputzt werden – dann stehen Müllsäcke mit dem Material herum und keiner weiß wohin damit…
Vor dem AKW-Unfall war man dort besonders stolz auf die schöne und saubere Natur!
http://oe1.orf.at/programm/339996