Morgen, am 3. Mai 2016, eröffnet in der Zentagasse der sehsaal.
Der „Verein zur Förderung experimenteller Raumkunst“ hat ihn ins Leben gerufen.
Normalerweise gibt es hier ja keine Vorankündigungen von Ungesehenem oder nicht Überprüftem. Und es wird auch eine Ausnahme bleiben. Aber so bietet sich euch die Gelegenheit in der Geburtsstunde von einem ebenso ambitionierten, wie vielversprechenden neuen Ort für Kunst dabei zu sein.
Und wir kennen die Künstlerin Barbara Höller, die zusammen mit dem Architekten Konrad Rautter federführend im sehsaal ist – den sehsaal empfehle ich leichten Herzens „ungschaut“! Barbara Höller sagte am 2.5.2016 in Ö1 in Leporello über ihr Projekt: „Es geht in erster Linie um Aspekte, die mit dem Menschen selbst zu tun haben. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen.“
sehsaal: Kunstprojekt und Projektraum
Ich zitiere jetzt mal, was dieser neue Ort alles können soll und können wird:
„Der ’sehsaal‘ ist sowohl Kunstprojekt als auch Projektraum. Als solcher ist er offen für künstlerische, architektonische und gesellschaftspolitische Artikulationen, die das gegenwärtige Raumverständnis reflektieren.
- Der sehsaal & die Architektur
Utopien und ästhetische Errungenschaften der Moderne im 20. Jahrhundert sollen heute, einer Zeit des konservativen Umbruchs, neu gedacht und auf wirksames Ideenpotential für die Zukunft untersucht werden. Schlagwörter wie „form follows function“ oder „less is more“ bilden auch in der heutigen Umbruchsgesellschaft einen klaren Maßstab für Auseinandersetzungen rund um Gewinn maximierende Immobilienstrategien und den damit gepaarten wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Architektur kann auch als soziales und politisches Tätigkeitsfeld verstanden werden, das den Diskurs um neue Lebensmodelle vorantreibt.
- Der sehsaal & der öffentliche Raum
Zu dem gesellt sich der virtuelle Raum als ein allgegenwärtiges öffentliches Phänomen, wie ein Zweitraum, der immer mehr die Funktion des fehlenden öffentlichen Raumes einnimmt und wachsenden Einfluss auf soziologische und politische Strukturen hat. Künstlerische Positionen, die sich mit der Digitalisierung des Raums befassen, gesellschaftliche Strukturen untersuchen und übersetzen, liegen so im Focus – ebenso wie der Diskurs zwischen privatem und öffentlichem Raum.
- Der sehsaal & die Malerei
Malerei kann einen experimentellen Standpunkt im Raum einnehmen und gängige Raumstrukturen hinterfragen. Malerei kann in den Raum gehen, kann diesen verändern und diesen erweitern. Malerei kann physische, soziologische und politische Beengungen abstreifen und kann neue Räume im Kopf öffnen. Malerei ist im sehsaal willkommen.
- Der sehsaal & die Performance
Der bewegte Körper strukturiert mit seinen geometrischen Formen und Figuren den im Verhältnis dazu wahrgenommenen Raum. Der Tanz kann aber nicht nur selbst Architekturen erzeugen, sondern nutzt die räumliche Wahrnehmung und Gegebenheiten auch als Grundlage zahlreicher Bewegungsstudien. Der Tanz kann emotionale Aspekte und immaterielle Prägungen von realen Räumen verkörpern.
- Der sehsaal & der Diskurs
Neben Ausstellungen will der Ausstellungsraum eine Plattform für Diskussionen, Filmabende oder Workshops sein. Kooperationen mit Institutionen aus der näheren Umgebung sind angedacht.“
Auch bei der Eröffnung selbst wird im sehsaal nicht gekleckert!
Der belgische Künstler und Architekt Mats Dekock darf den Reigen eröffnen.
Drei Installationen bilden die Arbeit „Reconstructing Mariënbad“. Dekock ließ sich dafür von Alain Resnais Film L’Année Dernière à Mariënbad (Letztes Jahr in Marienbad) inspirieren. Stimmig, weil Resnais in seinem Film auch versucht, Inhalte von einem Medium auf das andere zu tranferieren, indem er die Struktur des Nouveau Roman im Film übernimmt.
Kunst, Architektur und Film verschmelzen heute. Fiktion und Realität lösten sich im Film von damals auf.
„Mich hat sehr interessiert, wie das Schloss tatsächlich aussehen würde. Ich habe meine eigene Geschichte daraus gemacht und deswegen ist die Nachricht von Resnais angekommen.“ (M. Dekock in Leporello)
Der Mensch kommt als Betrachter dann noch ein Mal ins Spiel, weil er die Installationen von Hand drehen kann, und dann je nach Umdrehungszahl ganz unterschiedliche Wahrnehmungen erreicht.
Was soll ich sagen.
„Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)
sehsaal
Verein zur Förderung experimenteller Raumkunst
Zentagasse 38/1 (Hofgebäude), 1050 Wien
E – mail: info@sehsaal.at
web: www.sehsaal.at
Öffnungszeiten: Do und Fr 13.00 – 18.00 Uhr, Sa 12.00 – 15.00 Uhr
Vernissage: 3. Mai 19.00 Uhr
Die Ausstellung läuft von 4. Mai bis 28. Mai 2016!
Wer steckt hinter dem sehsaal?
Der Vorstand vom „Verein zur Förderung experimenteller Raumkunst ― sehsaal“:
Konrad Rautter, Architekt | www.rautter.at , Maria-C. Holter, Kunstvermittlerin | www.mariaholter.at, Barbara Höller, bildende Künstlerin | www.barbarahoeller.at, Cornelia Voglmayr, Tänzerin | www.corneliavoglmayr.com, Martina Montecuccoli, PR-Beraterin, Künstlerin | www.content-event.at, www.montecuccoli.net, Peter Kollreider, Sounddesigner | www.kollreider.eu.
(Beitragsbild: Mats Dekock, Regard en Abyme, Foto (c) Werktank)